Mail zum Sonntag

Die Mail zum Sonntag wird vorerst eingestellt

Da wir zur Zeit in den Kirchen Gottesdienste feiern können, wurde die Mail zum Sonntag vorerst eingestellt

Mail zum 6. Sonntag nach Trinitatis 11.7.2021: „Ich bin getauft auf deinen Namen“

Am Meer stehen, dem Spiel der Sonne auf den Wellen zuschauen, die Brandung rauschen hören – da verfliegen alle Sorgen oder werden spürbar kleiner angesichts der Kraft des Windes und der Weite des Himmels. Vom Strand aus betrachtet ist das herrlich.
Doch viele Menschen müssen aufs Meer hinaus, müssen Fische fangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, Handel treiben oder wollen über das Meer in ein besseres Leben flüchten. Da sind die Wellen dann kein Spiel mehr, sondern können furchterregend hoch und lebensbedrohlich werden. 
Im Wochenspruch hören wir: 
„So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: 
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; 
ich habe dich bei deinem Namen gerufen: 
du bist mein!“                                (Jesaja 43,1)
Von Gott geschaffen, erlöst, beim Namen gerufen – 
das gibt unserem vergänglichen Leben einen wertvollen Rahmen und eine ganz eigene Würde. Jedem Leben! Denn jeder Mensch hat einen Namen, und Gott kennt ihn von Grund auf: „Du verstehst meine Gedanken von ferne … und siehst alle meine Wege.“, heißt es im 139. Psalm, der diesem Sonntag zugeordnet ist.
 
Der Name steht für einen Menschen in seiner ganzen Eigenheit und Persönlichkeit. Jede*r ist anders, einzigartig, kostbar. Als beim Namen Gerufene und (zu) Gott Gehörende werden wir Teil seiner Gemeinschaft.
Bereits zu Jesajas Zeiten überschreitet Gott die Grenze seines auserwählten Volkes, denn Gott spricht alle Menschen an: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.“ (Jesaja 45,22) Seinen Knecht sendet Gott nicht nur zu den Stämmen Jakobs und zu den Zerstreuten Israels. Er soll auch „Licht der Heiden“ sein.
 
Jahrhunderte später identifiziert Jesus sich: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ An diese Worte erinnern wir uns bei jeder Taufe, wenn wir die Taufkerze für den Getauften an der Osterkerze auf dem Altar anzünden. Wir verbinden damit den guten Wunsch, Christus möge stets ein Licht im Leben des Getauften sein. 
 
Im Matthäusevangelium finden wir den Auftrag zu taufen: „Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28, 16-20)  
 
In der Taufe wird unser Name mit Gottes Namen verbunden. Persönlich in Gottes Gemeinschaft gerufen sollen wir lernen, was es heißt, zu dieser Gemeinschaft zu gehören. Wir sollen von Jesus lernen, dass wir Gott vertrauen können, den Nächsten und den Feind als Mitmenschen zu behandeln, barmherzig zu sein, zu vergeben, Böses durch Gutes zu überwinden, Leid (mit) zu tragen und zu heilen.
Wir empfangen die Taufe als Geschenk, passiv. Doch zugleich aktiviert sie uns, zieht uns weg vom sicheren Beobachtungsposten am Strand hinein ins Leben, wo der Wind manchmal rau ist und die Wellen bedrohlich.
 
Wir sind ja nicht allein. „Ich bin bei euch.“, hat Jesus versprochen, und wir haben uns. Gemeinsam und mit Gottes Hilfe geht vieles. Darauf dürfen wir vertrauen.
 
Ich wünsche Ihnen und euch einen schönen Sonntag – vielleicht mit einer persönlichen Tauferinnerung mit dem Zeichen des Kreuzes und den Worten: „Ich bin getauft. Ich bin mit Christus verbunden.“
 
Und ich wünsche Ihnen und euch einen schönen Sommer. Vielleicht sehen wir uns bei einem unserer regionalen Gottesdienste, die ab dem 18. Juli wieder um 11 Uhr „Draußen und woanders“ stattfinden.
 
Wie meine Kollegin Petra Presting bereits angekündigt hat, geht die „Mail zum Sonntag“ nur erst einmal in die Sommerpause. 
 
Gott segne und behüte euch!
 
Mit herzlichen Grüßen, Pastorin Simone Mertins

Die Mail zum Sonntag für den 4.7.2021, den fünften Sonntag nach Trinitatis

Evangelienerzählung  zu Lukas 5,1-11
 
Ja, Abram ist seinen Weg gegangen….
Er hat Gott vertraut….na ja, auch nicht immer. 
Es gibt auch Momente, da kann man sich das einfach nicht vorstellen, was Gott für Möglichkeiten hat.
Und dann denkt so ein kleiner Mensch wie wir manchmal: mmmh, na ja, das glaube ich jetzt nicht……
und mit Wundern ist es auch nicht einfacher….
Macht Euch keine Sorgen, das ist ganz normal, ganz menschlich…..wie sollen wir Gott begreifen?
Aber die, die sich darauf eingelassen haben, die ihm einfach vertraut haben, die gesagt haben, okay, Gott, dann mach mal, die konnten tolle Sachen erleben, wunderbare Sachen…
Ein solcher Mensch, der sich darauf eingelassen hat, was Gott sagt, oder sein Sohn Jesus kommt auch im Evangelium für heute vor.
Viel später, als Abram schon lange nicht mehr auf dieser Erde lebte.
Lukas hat es aufgeschrieben und ich will es Euch mit meinen Worten berichten:
Jesus war damals als Mensch unter Menschen auf der Erde unterwegs.
Und er erzählte den Leuten von Gott, stundenlang, nicht so eine kurze Predigt wie meine….
Er war damals noch allein unterwegs, Jünger hatte er noch keine gefunden, aber das sollte sich bald ändern, vielleicht ahnte er es schon,…..
….. ist ja schließlich Gottes Sohn.
An dem Tag, von dem ich Euch berichten will, predigte er auch von Gott  und viele Menschen waren gekommen, um seine Worte zu hören. 
Das war an einem See, am See Genezareth. Es wurden immer mehr und sie drängten sich um Jesus, weil sie genau hören wollten, was er sagt, nichts mit „die ersten Reihen in der Kirche bleiben frei“.
Es wurde immer enger.
Da sah Jesus 2 Boote am Ufer liegen, Fischerboote, die die Fischer gerade an Land gezogen hatten. Nun waren sie ausgestiegen und wuschen ihre Netze aus.
Zu denen ging Jesus und stieg in das eine Boot einfach ein, der Fischer war bestimmt erstaunt, er hieß Simon.
Aber Jesus sagte, fahr mich doch bitte ein Stückchen raus auf den See, dann kann ich besser zu den Menschen predigen und viel mehr können sehen und hören (auch die kleinen).
Das tat Simon auch und Jesus setzte sich in das Boot und predigte und redete und erklärte, was er den Menschen sagen wollte. 
Lukas sagt: „Er lehrte sie“. 
Und Jesus wird oft von den Leuten mit denen er zu tun hat als Meister, als Lehrer angesprochen.
So einen Lehrer würde man gerne mal haben.
Und als er fertig war mit dem, was er zu sagen hatte, da sprach er zu Simon:
Fahr doch noch mal weiter raus, da, wo der See am tiefsten ist.
Und dann werft Eure Netze zum Fischfang aus. 
Oh, Simon bekam einen Schreck: „Also, das macht keinen Sinn, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, sind gerade zurückgekommen und wir haben nichts gefangen……..Stille
Aber offensichtlich hatte Simon gut zugehört, was Jesus gesagt hat. Denn er hat dann gesagt:
„Aber auf dein Wort hin will ich die Netze doch nochmal auswerfen, auf dein Wort hin versuche ich es nochmal…..
irgendwas macht mir Mut, 
gibt mir Hoffnung, 
trotz allem Misserfolg, 
gegen jede Erfahrung, 
gegen jede Vernunft geradezu…“
Egal, Du hast es gesagt und darum versuche ich es.
Ja!
Sie fuhren nochmal hinaus an die tiefste Stelle des Sees und warfen ihre Netze nochmal aus….
Und was glaubt ihr, was passierte?
Oh ja, Ihr wisst es, sie fingen eine große Menge Fische. Die Netze waren so voll, dass sie anfingen zu reißen.
„Schnell, kommt näher und helft uns“, riefen sie den anderen Fischern zu und die kamen, konnten kaum glauben, was sie sahen und zogen und halfen und luden alle Fische in die Boote.
Die waren so schwer, die sind fast untergegangen.
Aber sie haben es geschafft und kamen sicher ans Land.
Wie wichtig ist es, dass Menschen sicher ans Land kommen. Dass andere kommen und helfen, dass die Boote nicht sinken.
Sie kamen sicher ans Land.
Und Simon, der nicht nur Simon heißt, sondern noch einen anderen Namen hat……….Simon Petrus
Der fiel zu Jesus Füßen und er soll einen seltsamen Satz gesagt haben.
Man könnte meinen „Danke, das ist ja toll, bravo“ (oder was auch sonst immer).
Aber nein, er sagte: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!“
Herr, bin ich es wert, dass du mir deine Wunder bereitest? Womit habe ich das verdient, dass du dich um mich kümmerst, mir nahekommst?
Petrus hatte sich mächtig erschrocken über dieses Wunder.
Er spürte, er hat es mit der göttlichen Kraft zu tun.
Und nicht nur er, sondern auch die anderen Fischer, seine Freunde, die Brüder Jakobus und Johannes.
Aber Jesus antwortete ihm: „Hab keine Angst, komm mit mir. Von nun an wirst du Menschen fangen“.
Und Jesus meinte damit nicht, dass sie Leute von der Straße in Netzen wegfangen, sondern dass sie mit ihm den Menschen von Gott erzählen sollten, damit immer mehr Menschen zu Gott finden.
Damit immer mehr Menschen an ihn glauben und ihr Leben mit ihm leben, nicht irgendwie, sondern in dem Bewusstsein, dass ER da ist.
Und sie brachten die Boote ans Land, so endet der Abschnitt bei Lukas, und ließen alles hinter sich und folgten Jesus nach. Gingen mit ihm mit.
Und was sie dazu getrieben hat, warum, das war wohl ihr Glaube an das, was er sagt.
 
Danke, Gott, für unseren Glauben
 
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Ihre Petra Presting

Die Mail zum 5. Sonntag nach Trinitatis als Podcast finden Sie hier

Die Mail zum Sonntag für den 3.Sonntag nach Trinitatis 2021

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
 
Manchmal, das muss ich gestehn,  wäre ich gerne ein Schaf!
Zum Beispiel neulich: Ich sitze im Auto und fahre von einem Termin zum nächsten, das eine habe ich geschafft. Ich bereite mich innerlich auf das vor, was jetzt auf mich wartet, keine leichte Aufgabe, hoffentlich läuft alles gut ….und im Kopf gehe ich noch einmal durch, was an diesem Tag noch alles anliegt…
Das Wetter ist schön. Der Himmel blau, die Wiesen grün. Die Luft warm.
Ich komme an einer Weide vorbei und sehe eine kleine Herde Schafe dort auf dem grünen Gras, sie stehen im Wind, manche fressen gemächlich, andere liegen einfach nur da, käuen wieder und schauen vor sich hin.
Ich denke an die Leinewiesen in Göttingen, wo manchmal, als ich dort noch gewohnt habe, eine große Schafherde entlang zog, eine Oase der Ruhe mitten im hektischen Straßenverkehr, auch da grüne Wiesen, fließendes Wasser.
Ach, beneidenswert, denke ich.
 
Manchmal wäre ich gerne ein Schaf. 
Sich um nichts kümmern müssen, keine Verantwortung übernehmen, ab und zu mal nur ein wenig blöken und einen Hirten haben, der sich um alles kümmert, was ich brauche und einen Hund, der für mich aufpasst, dass ich nicht verloren gehe! 
 
Ja, denn Manchmal bin ich ein Schaf. 
Passe nicht richtig auf, wo ich hintrete, auch mal ins Fettnäpfchen, verrenne mich in überflüssiges Grübeln, gehe in die Irre, mache Fehler, spreche Unüberlegtes und tue jemandem weh, tue auch mal jemandem Unrecht, gehe Umwege und belaste mich mit Vielem, was ich eigentlich viel leichter nehmen sollte.
Oder ich übersehe das, was wirklich wichtig ist und entferne mich dabei nur weiter vom Ziel.
 
Denn nein, Ich bin kein Schaf, ich bin ein Mensch. Gott hat mich so geschaffen. 
Ich soll selbstständig leben. Ich darf über das meiste selber bestimmen und entscheiden. Ich darf wählen, welchen Weg ich gehe. 
Das ist ein Privileg, eine Chance, 
aber auch eine ziemliche Herausforderung, 
eine große Verantwortung. Denn es ist nicht egal, was ich tue, wie ich handle, was ich spreche. Ich habe die Möglichkeit mit auf den Weg bekommen, Frieden zu fördern und Vergebung zu schenken, 
aber auch die Fähigkeit Unruhe zu stiften, Fehler zu machen, mich für das Falsche zu entscheiden.
Versuchungen zu erliegen. 
 „Wer unter Euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.“ Hat Jesus an anderer Stelle gesagt.
Und niemand hat einen Stein geworfen.
So aufregend und dramatisch ist das Leben, so riskant, gefährdet 
und ohne Garantie, dass es gelingt,…. am Ende.
Auf jeden Fall sehr spannend.
Ich sitze im Auto und wenn ich denke, „ich wär so gern ein Schaf“, dann denke ich doch fast im selben Augenblick: Ne, lieber doch nicht, wäre doch viel zu langweilig und das Leben wäre vielleicht ziemlich kurz.
 
Und doch: manchmal wäre ich gerne ein Schaf, nämlich sein Schaf, gerade weil ich ein Mensch bin. 
Gerade weil ich in der Verantwortung vor Gott und der Schöpfung lebe, begabt mit meinem Verstand. 
Gerade weil ich alle diese Möglichkeiten habe, Gutes oder Böses zu tun. 
 
Wenn ich nämlich dieses Gleichnis höre:
vom verlorenen Schaf. Wo Jesus davon erzählt, dass da eines verloren gegangen ist. So verloren, dass die anderen, die Frommen meinen, es lohnt sich nicht, dem nachzutrauern, es ist falsch, sich darum zu kümmern. Ist doch selber Schuld. 
Pfui! Weg damit, darauf können wir verzichten und wenn Jesus meint, er müsste sich darum kümmern, um die Sünder und sich mit solchen Menschen abgibt und gar mit ihnen isst…… Ja, das kann doch nie und nimmer Gottes Wille sein und der kann nicht Gottes Sohn sein, der so was erzählt!
 
Gerade deshalb möchte ich ein Schaf sein, nämlich bei Jesus, ein Schaf bei Gott, das möchte ich sein, wenn ER mein Hirte ist, wenn ER der Besitzer ist. 
Seiner Führung möchte ich mich anvertrauen um zu wissen, ich kann mal in die Irre gehen, das kommt vor, (das kommt sogar in den besten Familien vor, wie wir sagen…) aber er geht mir nach. Ich brauche keine Angst zu haben, verloren gegangen zu sein. Ich brauche das Urteil der anderen nicht zu fürchten. 
Er wird mich suchen, er wird mich finden und ich, wenn ich gar nicht mehr weiterweiß, kann warten, auf ihn. 
Und dann nimmt er mich in die Arme und bringt mich wieder in Sicherheit. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn er ist bei mir!
Er sucht mich auch, wenn ich gar nicht so bin, wie ich vielleicht sein sollte oder sein möchte.
Wenn ich ihm vertraue, komme ich wieder Zuhause an. 
Grüne Wiesen, frisches Wasser, im Hause des Herrn. 
Ein neuer Anfang, Gott ermöglicht ihn mir.
Mein Leben ändern, Gott hilft mir.
Zu ihm zurückfinden, er möchte es, dass mir das gelingt.
 
Ja, bei ihm möchte ich gerne ein Schaf sein…..
 
Ihr/Sie nicht auch???
                                                                      AMEN 
 
 
Einen gesegneten Sonntag wünscht Euch und Ihnen Eure Petra Presting

Die Mail zum 3. Sonntag nach Trinitatis als Podcast finden Sie hier

Mail zum Sonntag“, dem 2. Sonntag nach Trinitatis

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28)
 
Liebe Freundinnen und Freunde der Mail zum Sonntag,
das klingt, als würde mir an einem heißen Tag ein kühles Glas Wasser angeboten. Eine willkommene Erfrischung! Oder wie eine kalte Dusche und ein Sprung ins Schwimmbecken, wo nach ein paar Minuten im Wasser die Hitze und die Lasten des Tages von mir abfallen.
 
Natürlich gilt die Einladung, die Jesus da ausspricht, auch an allen anderen Tagen. Auch dann möchte er erquicken, erfrischen, damit wir aufatmen und befreit leben können.
 
Es gibt vieles, was uns belasten kann oder was dafür sorgt, dass wir unsere Wege nur noch mühselig gehen. Manches können wir nicht ablegen, etwa die Fürsorge für Kinder oder Eltern oder die Erfüllung beruflicher Pflichten. 
Darauf haben wir unser Wort gegeben und stehen in der Verantwortung.
 
Worte können Kraft verleihen, auch Widerstandskraft. Sie können uns zu einer neuen Sicht oder einer neuen Haltung verhelfen. Ein kleines Beispiel: Heißt es für mich: „Ich arbeite, um zu leben.“ Oder „Ich lebe, um zu arbeiten.“?
Der Psalm des Sonntags lädt uns ein, uns für das Geschenk des Lebens zu öffnen. Er preist Gott dafür:
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes 
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner
Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, 
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
 
Dies Gotteslob stellt unser Leben in einen weiten Horizont. Ich spüre, wie das enge Korsett der Pflichten sich löst. Der weite Himmel, der in diesen Tagen blau über uns steht, erinnert uns an, wie weit Gottes Güte reicht. Gott, die Quelle des Lebens, tränkt und sättigt uns. Gott gewährt Zuflucht. 
 
Und wie komme ich an diese Quelle? Wie kann ich aus ihr schöpfen? Indem ich die Worte lese oder spreche und sie einfach wirken lasse. Mich von ihnen locken lasse, zu schauen, was mein Leben reich macht. Dann kann ich meine Prioritäten neu setzen. Wofür nehme ich mir Zeit? Was stelle ich zurück? Was lasse ich sein, wenn es nicht sein muss?
 
Wofür setze ich meine – begrenzten – Kräfte ein? Was macht mir Freude? Was tut mir und anderen gut?
 
Im Predigttext für den 2. Sonntag nach Trinitatis, dem 1. Korintherbrief (14,1-12) bleibe ich an der Aufforderung gleich am Anfang hängen:
„Strebt nach der Liebe! 
Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet!“ 
Wie soll ich das verstehen? Paulus sagt:
Dass ich so rede, dass die Menschen etwas davon haben. Dass sie etwas hören, was sie stärkt, ermahnt oder tröstet, was ihnen weiterhilft.
 
Auch hier entdecke ich einen heilsamen Perspektivwechsel. Wie oft beklagen wir uns über alles Mögliche oder über andere. Klar, damit kann man sich auch mal Luft verschaffen und Dampf ablassen und fühlt sich hinterher vielleicht etwas leichter. 
Doch der Kurs, den Paulus uns rät, ist ein anderer. 
Er richtet sich an der Liebe aus. Die Liebe sorgt dafür, dass wir nicht „von oben herab“ reden, als wüssten wir es besser. Sondern dass wir solche Worte suchen und sagen, die aufbauen, stärken, Wichtiges anmahnen und Trost spenden. 
Mir fällt ein Zeitungsartikel aus der letzten Woche ein. Er ermunterte „die Stillen“, lauter das zu vertreten, wozu sie stehen, z.B. zur Demokratie und für ein Miteinander in der Gesellschaft, anstatt eine schweigende Mehrheit zu bleiben.
 
Das leuchtet mir ein. Neue Sichtweisen und Haltungen entstehen bei uns nur dann, wenn sie uns jemand vorlebt oder zur Sprache bringt, uns irritiert und zum Nachdenken bringt.
 
So hat es Jesus auch gemacht.  
 
So, mehr habe ich nicht für heute - außer einem herzlichen Gruß an Sie und euch alle! Ich hoffe, das genügt euch!
 
Ein schönes Wochenende und einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und euch Pastorin Simone Mertins

Die Mail zum ersten Sonntag nach Trinitatis 6.6.2021

Predigttext zum 1.Sonntag nach Trinitatis am 6.6.2021 aus dem Buch Jona
 
11Es geschah das Wort des Herrn zu Jona, dem Sohn Amittais: 2
Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen.
3Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem Herrn nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom Herrn.
4Da ließ der Herr einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen. 5Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde.
Aber Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief. 
6Da trat zu ihm der Schiffsherr und sprach zu ihm: Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird dieser Gott an uns gedenken, dass wir nicht verderben. 7Und einer sprach zum andern: Kommt, wir wollen losen, dass wir erfahren, um wessentwillen es uns so übel geht. Und als sie losten, traf’s Jona. 8Da sprachen sie zu ihm: Sage uns, um wessentwillen es uns so übel geht? Was ist dein Gewerbe, und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du, und von welchem Volk bist du? 9Er sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer und fürchte den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat.
10Da fürchteten sich die Leute sehr und sprachen zu ihm: Was hast du da getan? Denn sie wussten, dass er vor dem Herrn floh; denn er hatte es ihnen gesagt. 11Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir denn mit dir tun, dass das Meer stille werde und von uns ablasse? Denn das Meer ging immer ungestümer. 12Er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer still werden und von euch ablassen. Denn ich weiß, dass um meinetwillen dies große Ungewitter über euch gekommen ist.
13Doch die Leute ruderten, dass sie wieder ans Land kämen; aber sie konnten nicht, denn das Meer ging immer ungestümer gegen sie an. 14Da riefen sie zu dem Herrn und sprachen: Ach, Herr, lass uns nicht verderben um des Lebens dieses Mannes willen und rechne uns nicht unschuldiges Blut zu; denn du, Herr, tust, wie dir’s gefällt.
15Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. 
Da wurde das Meer still und ließ ab von seinem Wüten. 
16Und die Leute fürchteten den Herrn sehr und brachten dem Herrn Opfer dar und taten Gelübde.
 
21Aber der Herr ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.
 

Gedanken zu Jona Kap. 1+2, - Vers 11 1.So.n.Trini

Tja, da wollte einer entfliehen.
Da wollte einer seiner Bestimmung/Aufgabe entkommen.
Noch dazu einer, der im Namen des Herrn unterwegs war.
Jona, natürlich, der Jona.
Der war gut im Verweigern, im Ausweichen, im „sich drücken“, ….

- Mir doch egal, mir viel zu unbequem, ich soll sagen, was Gottes Wille ist?
Da könnten die anderen ja sauer werden, und mir selbst dann Übles wollen, und machen tun die das ja sowie so nicht, was Gott von ihnen will, also das ist mir zu gefährlich.-

Stimmt, es ist nicht ungefährlich, anderen zu sagen, was man denkt, andere zu kritisieren und….wie heißt es hier?   „die Bosheit der Bewohner der Stadt Ninive ist vor mich gekommen….“ Spricht Gott. 
Geh da hin und predige ihnen das, Jona, mein Prophet.

Heikel, nicht angenehm. Absolut konfliktträchtig, diese Aufgabe.

Aber muss es nicht dennoch sein? Die Wahrheit zu sagen? Mit Gott an seiner Seite in diesem Fall?
Der findet uns überall, Gott kann man nicht entfliehen, nicht mal über das Meer, nicht unter der Erde oder in den Bauch eines Schiffes. Nicht mal im Bauch eines Wals.

Seht Euch die Bootsleute an, die Jona an Bord genommen haben, die erkennen, dass er der Grund ist für das Unwetter, bei dem sie alle sterben könnten. Trotzdem halten sie zu ihm, trotzdem wollen sie ihn nicht über Bord werfen, um all ihre Probleme loszuwerden.
Das beeindruckt mich, das imponiert mir.
Nicht mal als er selbst es ihnen vorschlägt, werfen sie ihn über Bord. Stattdessen versuchen sie sogar gegen den Sturm an Land zu rudern.
Sie riskieren für Jona alles, obwohl er ihr Problem ist.
Aber es hilft nichts, am Ende muss Jona den Sprung ins kalte Wasser wagen. 

Am Ende wird er verschluckt.
3 Tage im Bauch des Wals, 3 Tage begraben in der Finsternis, dem Tode geweiht,
3 Tage auch, in denen er nicht weiß, was kommen wird.
Gottverlassen…    seelenverzagt……

Ist das das Ende?... Ausweglos? Oder ist das nicht sogar ein Neuanfang, denn Jona fängt etwas an, er fängt an zu beten:

Wir lesen weiter im Buch Jona:

2Und Jona betete zu dem Herrn, seinem Gott, im Leibe des Fisches 3und sprach:
 
Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst,
und er antwortete mir.
Ich schrie aus dem Rachen des Todes,
und du hörtest meine Stimme.
4Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,
dass die Fluten mich umgaben.
Alle deine Wogen und Wellen
gingen über mich, 5dass ich dachte, 
ich wäre von deinen Augen verstoßen,
ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.
6Wasser umgaben mich bis an die Kehle,
die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt.
7Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,
der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich.
Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt,
Herr, mein Gott!
8Als meine Seele in mir verzagte,
gedachte ich an den Herrn,
und mein Gebet kam zu dir
in deinen heiligen Tempel.
9Die sich halten an das Nichtige,
verlassen ihre Gnade.
10Ich aber will mit Dank
dir Opfer bringen.
Meine Gelübde will ich erfüllen.
 Hilfe ist bei dem Herrn.
 
11Und der Herr sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.
 

Jona, Jona, du bist gerettet, obwohl es nicht danach aussah, dass du das überstehen würdest,…… würden wir die Geschichte nicht kennen, hätten wir mit dir gezittert!
Oder war einer von Euch/Ihnen schon mal 3 Tage im Bauch eines Wals???
Nicht schön, aussichtslos da rauszukommen.
Doch jetzt:
Gerettet, obwohl es nicht danach aussah, obwohl ich keine Hoffnung mehr hatte, mich im Finstern fühlte, verlassen, wie tot, kein Land in Sicht….. 
Wann haben wir uns so gefühlt, und dann…gerettet

Diese Erfahrung mögen wir alle machen! Dennoch gerettet!
Auf diese Erfahrung mögen wir vertrauen, wenn wir uns mal fühlen wie im Bauch eines Wals. Oder uns an Jona erinnern, wenn wir sie zum ersten Mal machen. Und dann wissen:

Gott sieht uns auch da!
                                                       AMEN

Einen gesegneten Sonntag im Vertrauen auf Gottes Nähe wünscht Ihnen Ihre/Eure                                                                                 Petra Presting

Und hier finden sie die Mail zum Sonntag für den 1.Sonntag nach Trinitatis im Podcastformat

Die Mail zum Sonntag Trinitatis 30.5.2021

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
Und die Liebe Gottes
Und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes 
sei mit euch allen.“
 
Dieser Segensspruch aus dem 2.Korintherbrief im 13.Kapitel steht als Beginn, als Überschrift, als Einleitung vor jeder Predigt in unseren Gottesdiensten.
Er steht besonders, nämlich als Wochenspruch, über dem Sonntag Trinitatis, der dem Pfingstfest jetzt folgt. Der Heilige Geist ist an Pfingsten in die Welt gekommen, jetzt können wir Gottes Dreieinigkeit feiern, seine Dreifaltigkeit, seine Trinität.
 
Klingt vielleicht schwierig. Und doch gehen wir oft ganz selbstverständlich damit um, wenn wir segnen, wenn wir taufen, wenn wir gottesdienstlich begrüßen, immer tun wir das  „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“,
und die Bibel ist geradezu voll von dieser Dreiheit:
„Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll“ rufen sich die Serafim bei Jesaja 6,3 zu.
„Von ihm, durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge“ sagt der Apostel im1.Kor.8,6
„Der Herr segne dich und behüte dich;
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig;
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ So, sagt Gott, soll Aaron, der Bruder Mose, schon im Alten Testament die Israeliten segnen.  4.Mose 6,24-26 schließt unsere Gottesdienste schon immer und bis heute mit dem Segen für unseren Aufbruch auf unseren Weg in den Alltag.
 
Die Liste könnte unendlich verlängert werden.
Die Dreiheit Gottes in aller Einheit ist in der Bibel nicht zu übersehen.
Und doch, wer wollte sie klären, wer wollte sie er-klären? 
Denn Gott ist Gott und Gott ist einer, trotzdem.
Der Mensch kommt bei dem Versuch, sich das vorzustellen, an seine Grenzen. 
Aber wir müssen doch nicht alles verstehen, wir können es gar nicht.
Wichtig ist doch, was es uns sagt: dass es diese unvorstellbare, unerklärliche Fülle ist, aus der wir im Glauben leben.
Daraus können wir schöpfen ohne Ende, daran können wir erkennen, dass Gott wirklich überall mit und bei und um uns sein kann.
Der „Brunn alles Heils“ sagt das Wochenlied.
Der, von dem wir kommen, der, bei dem wir sind, der, zu dem wir gehen.
Die Dreiheit ist sein Geheimnis und das wird sie bleiben und genau daraus leben wir:
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind sein.
In jedem Bereich können wir seine Nähe erfahren.
Und allemal beruhigt sein, 
er wird es, in welcher Form auch immer, aber ganz sicher „wohl“ mit uns machen.
 
Aller guten Dinge sind eben drei.
Und ich, ich will da gar nichts verstehen, will die Dreieinigkeit Gottes nicht hinterfragen. Ich will sie hinnehmen, will dem Schöpfer und Jesus und dem Geist nahe sein. 
Ich will die Worte der Bibel hören und sie einfach mal auf mich wirken lassen.
Jetzt redet Gott! und ich höre und lasse in mir klingen, was mich heil macht.
Heilig, heilig, heilig, das bist du Gott, alle Welt soll deiner Ehre voll sein,        Amen 
 
Ein ergreifendes Trinitatisfest wünscht Ihnen und Euch, Eure Petra Presting

Die Mail zuTrinitatis als Podcast finden Sie hier

Die Mail zu Pfingsten als Podcast finden Sie hier

Die Mail zum Sonntag zu Pfingsten

Liebe Schwestern und Brüder,
 
wir feiern heute das Kommen des Heiligen Geistes 
Aber immer wieder taucht dabei die Frage auf: wie soll man ihn begreiflich machen?
Viele sagen mir: Gott, Schöpfer, ja, da kann ich was mit anfangen.
Jesus als Gottes Sohn und Bruder der Menschen? Auch das ist für mich vorstellbar.
Aber der Heilige Geist??
Zu Gott kann ich beten, zu Jesus kann ich beten, aber zum Heiligen Geist?
Ein 5-jähriger Junge hat bei seiner Taufe "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" einmal spontan gesagt: 
„Aber Gespenster gibt es doch gar nicht“.
„Nein“, habe ich geantwortet, „aber den Heiligen Geist gibt es und der ist gut gegen Monster, gegen furchteinflößende Gespenster, auch wenn es die nicht gibt“. 
Seine Frage schien damit beantwortet.
Gottes Geist hat eine konkrete Aufgabe für dieses Kind bekommen: Als Beistand gegen die Angst.
So spricht Jesus bei Johannes von ihm:
Als von dem „Beistand“ (Luther übersetzt: Tröster): 
Konkret im Leben erfahrbar, aber erst dann, wenn ich es erlebe, weiß ich auch, wovon die Rede ist.
Apropos: reden kann man über den heiligen Geist unendlich viel. 
Aber begreifen kann ich ihn nur für mich selbst in dem Moment, wo ich berührt werde.
Vielleicht haben Sie schon einmal das Buch "Die Hütte" gelesen. - Ein Wochenende mit Gott.
Die Hauptperson „Mack“ wird nach einem traumatischen Erlebnis, das eigentlich sein Leben zerstört hat, auf jeden Fall aber sein Vertrauen in Gott, durch eine Postkarte zu einem Wochenende in "die Hütte" eingeladen. 
Unterschrieben ist die Karte mit "Papa".
Nach anfänglichem Zögern macht Mack sich auf den Weg und in der Hütte begegnet er Gott in 3 Personen: 
Einer mächtigen afroamerikanische Frau, einem hemdsärmeligen Handwerker aus Osteuropa und einer zierlichen Asiatin.
Die zierliche Asiatin steht für die Geistseite Gottes.
Das besondere an ihr ist, je mehr Mack versucht, sie anzuschauen und genau in den Blick zu nehmen, desto weniger erkennt er von ihr.
Doch dann gibt es einen Moment, da kommt sie auf ihn zu und nimmt sein Gesicht in beide Hände und diese Szene liest sich so:
"Langsam kam ihr Gesicht näher und als er gerade dachte, sie würde ihn küssen, hielt sie inne und schaute ihm tief in die Augen. 
Mack hatte das Gefühl, beinahe durch sie hindurch sehen zu können.
Dann lächelte sie und der Duft, der von ihr ausging, hüllte ihn ein und eine schwere Last fiel ihm von den Schultern, als hätte er seine ganze Ausrüstung auf dem Rücken getragen.
Mack fühlte sich plötzlich leichter als Luft, fast als ob seine Füße nicht länger den Boden berührten. 
Sie umarmte ihn, ohne ihn zu umarmen, oder überhaupt zu berühren.
Erst als sie sich, nach wenigen Sekunden wieder von ihm entfernte, erkannte er, dass er noch immer auf seinen Füßen stand."
 
Wir lesen von der Begegnung mit dem Heiligen Geist, als einer Erleichterung, einem Moment des Friedens und des Trostes, als etwas ganz anderem, als die Welt gibt, und dennoch mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen stehend.
 
Eine wunderbare Beschreibung für die Wirkung von Gottes Geist in der Welt, in meinem Leben.
Mack spürt, wo diese Begegnung stattfindet, wo diese Berührung sitzt in seinem Leib, in seinem Herzen, in seinem Denken und in seiner Seele, 
dort weiß er es ganz genau, 
obwohl es so unbeschreiblich bleibt.
 
Als die Berührung mit Gottes Geist geschieht, gibt es keine Vermutungen mehr, keine Zweifel, keinen Versuch einer Erklärung, Mack weiß es einfach: 
Sie ist da! Er ist da!
Gottes Geist ist da!
Und mit ihm Trost, Heilung, Wahrhaftigkeit,
Beistand, 
trotz allem, was auch geschieht, was mir auch geschehen sein mag.
 
Zu Pfingsten wünsche ich uns allen:
 
Möge der Heilige Geist uns vielleicht gerade heute so nahekommen, dass wir fast denken, er würde uns küssen, 
um uns dann zu umarmen, und auch wieder nicht 
und uns leichter zu machen, 
weil eine schwere Last von unseren Schultern fällt, weil wir wissen: Gott hat uns diesen Beistand geschickt, hinein in unser Leben 
 
ER IST DA!              Für uns,
 
Frohe Pfingsten wünscht Euch/Ihnen 
Ihre Petra Presting

Mail zum Sonntag 16.05.2021

Mail zum Sonntag „Exaudi“ (Herr, höre meine Stimme“)
 
Liebe Leserinnen und Leser in unseren Gemeinden,
 
„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; 
sei mir gnädig und erhöre mich.“ (Ps 27,7)
Diesem Vers aus dem 27. Psalm verdankt der sechste Sonntag nach Ostern seinen Namen. Wie eindringlich ist diese Bitte, geradezu flehentlich. Und aktuell. Denn auch in unseren Tagen flehen Menschen Gott um Hilfe an. Vielleicht nicht mit den biblischen Worten, aber genauso eindringlich.
Persönliche Notlagen, Krankheiten, bedrängende oder bedrohliche Situationen gibt es leider genug, in unseren Orten und in der ganzen Welt.
 
Der betende Mensch in Psalm 27 sucht Gottes Nähe: 
„Mein Herz hält dir vor dein Wort: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.“
Er bedenkt auch, dass Gott gute Gründe haben könnte, nicht auf sein Gebet zu hören. 
„Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, 
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!“ 
Ähnlich wie es eine Konfirmandin im März im ersten Vorstellungsgottesdienst in Rosdorf sagte: Vielleicht will Gott uns jetzt im Klimawandel gar nicht helfen, weil wir vorher nicht auf ihn gehört haben? 
Im Psalm 27 überwiegt die Hoffnung, dass Gott gnädig ist:
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!“ (Ps 27,8-9)
 
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe. Mein Gott, sieh, wie es um mich bestellt ist und hilf mir.
 
Vom 13.-16. Mai findet der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt statt – Pandemie bedingt digital. Er steht unter dem Motto „Schaut hin!“  aus Markus 6,38. 
In der Lutherbibel von 2017 steht: „Geht hin und seht nach!“ Mit diesen Worten fordert Jesus seine Jünger auf zu erkunden, wie viele Brote die Leute, die ihm zuhören, bei sich haben, denn es geht schon auf den Abend zu, und sie haben Hunger. Jesus lässt nicht zu, dass seine Jünger sagen: „Wir haben nicht genug für so viele Leute. Schick sie nach Hause.“ Er schickt die Jünger los, sich umzuschauen und zu erkunden, wie viele Brote da sind. Schaut hin! Geht hin und seht nach! 
Dann kommen sie mit fünf Broten und zwei Fischen. Jesus nimmt sie, sieht zum Himmel auf, dankt und bricht sie in Stücke. Und alle werden satt.
 
Beim Ökumenischen Kirchentag wird das Motto auf viele Themen bezogen. Zum Beispiel: „Schaut hin“ und erkundigt euch, was andere glauben, was sie leitet und trägt, anstatt anzunehmen, ihr wüsstet schon bescheid.
Mir gefällt das Motto. Es steht in einem klaren Gegensatz zum Nachplappern, ohne selbst zu recherchieren, oder zu Spekulationen, die sich bis zu Verschwörungstheorien auswachsen können. Wie Jesus widerspricht dies Motto der Haltung, einfach mit den Schultern zu zucken und zu sagen: Da kann man nichts machen. 
 
Schaut hin! Geht hin und seht nach – und entdeckt eure Möglichkeiten und vielleicht ganz neue Wege.
Mit Gottes Hilfe werden sie eine Chance haben.
 
Schaut hin und seht nach, denkt nach, redet miteinander. Und dann schaut zum Himmel wie Jesus. Dankt für das, was da ist, und betet voll Vertrauen wie er. Dann wird Gott seine Hand nicht von uns abtun, sondern seine Gaben segnen, auf dass sie uns weiterhelfen.
 
Morgen, am 16. Mai, finden in unserer Region keine Gottesdienste statt. Doch wir sind herzlich eingeladen, im ZDF um 10 Uhr am Abschlussgottesdienst des 3. Ökumenischen Kirchentags teilzunehmen. Wer es zu dieser Zeit nicht schafft, dabei zu sein, kann unter www.oekt.de in der Mediathek diese und andere Veranstaltungen nachschauen. 
 
Vorfreude auf Pfingsten mit regionalen Gottesdiensten in Rosdorf am 23.5. um 11 Uhr und im Mengershäuser Pfarrgarten am 24.5. um 11 Uhr weckt ein Pfingstlied:
Komm, heilger Geist
Kehrvers: Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, 
die uns verbindet und Leben schafft. (2x)
 
1. Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt, so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt. Kehrvers
 
2. Wie der Sturm, so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein. Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein. Kehrvers
 
3. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt. Kehrvers
(aus dem Liederbuch „Durch Hohes und Tiefes“, Nr. 67)
 
Gebet 
Komm, Heiliger Geist, belebe uns,
dass wir die Welt mit neuen Augen sehen, 
dass wir wahrnehmen was da ist, 
anstatt zu beklagen was fehlt.
Wecke in uns neue Hoffnung, dass Frieden möglich ist, Hunger gestillt und Elend besiegt werden können, 
und hilf uns, dafür Wege zu finden und zu gehen.
Wecke in uns neues Vertrauen zu dir und lege uns das Feuer deiner Liebe ins Herz, mit der du diese Welt liebst.
Amen.

Die Mail zum Sonntag Rogate als Podcast finden Sie hier

Quelle: Petra Presting

Mail zum Sonntag Rogate 9.5.2021 mit Kolosser 3,12-17

Wir dürfen noch nicht singen, in Gemeinschaft?
Bitte, dann ist es eben die Zeit, die Seele singen zu lassen. Innen.
Die Zeit der Innerlichkeit, der inneren Freiheit und Reise ist jetzt.
Einen Raum in mir drin neu zu entdecken, der so weit ist und der schon lange darauf wartet, dass ich einmal nicht nach draußen gucke und mich ablenken lasse, 
sondern in meinem inneren Raum umher gehe, ihn bewohne.
Dass ich einziehe bei mir selbst.
Ich wandere durch diesen Raum, mit schönen Möbeln gestaltet ist er, die zu mir passen.
Die Farben, die Vorhänge, die Bilder an der Wand, die Instrumente in den Ecken, das Feuer im Ofen.
Ich sehe das Bett zum Ruhen, den gemütlichen Sessel, den Platz am Tisch für meine Kreativität und unter anderem sehe ich meinen Kleiderschrank.
Mein innerer Kleiderschrank, wie spannend, wie sieht der wohl aus?
Ich bin neugierig und öffne die Tür.
Och, ist das schön. 
Da sehe ich all die vielen schönen Kleider, die ich immer wieder nach hinten gehängt habe, weil ja der Anlass nicht gepasst hat, schon gar nicht jetzt zu Coronazeiten, was soll ich da so was Schönes anziehen, wo mich doch eh keiner sieht?
Ich sehe auch die Gewänder, die mir immer zu schade sind, die ich schonen will und frage mich auf einmal: schonen -  wofür eigentlich?
Ach, ja und da sind die! ……..
ach, die sind besonders schön, 
das blaue, das grüne, das lila und das mit dem Pfauenmuster, reine Seide, kühles Leinen…
Ja, das sind die, wo ich denke, die sind mir eine Nummer zu groß, die sind viel zu kostbar für mich, oder? 
Dieses da, überfordert mich geradezu.
Darf ich das tragen?
Oh, an dem Bügel, da steht ja ein Name, 
meine inneren Kleider haben Namen, ach das ist ja schön, …
Was da wohl steht, wie sie heißen?
Mal schaun
„Freundlichkeit“, Freundlichkeit, wie bist du schön…
Ach, und „Demut“, oh je, könnte ich auch mal öfter anziehen
„Sanftmut“, wie weich bist du denn?
Oh, „Geduld“, her damit!
Oh ja: „Vergebung“, Vergebung, wie nötig bist du, unbedingt.
Oh und rosa! Seidig schimmernd…..Herzliches Erbarmen, steht mir doch gut.
 
Alle diese Kleider… hängen in meinem inneren Schrank und daneben, ganz an der Seite, …
ach ja, da hängt ja noch ein Mantel, blau und Gold, wie der wohl heißen mag? 
Natürlich, „Liebe“, lass dich mal streicheln.

Und da ist ja ein Brief in der Tasche. 
Oh, der Kolosserbrief, Kapitel 3,12-17:
 
12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 
13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 
14Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
15Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
16Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; 
 mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
 17Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
 
 Und dann klebt da noch ein kleiner rosa Zettel drunter, mit meinem Namen:
 
Mein liebes Menschenkind,
schön, dass du deine inneren Kleider endlich mal wiederentdeckt hast!
Worauf wartest Du?
Zieh sie an, trage sie, dein 
Gott

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Die Mail zum Sonntag für Kantate 2.5.2021

Gedanken zum Sonntag Kantate („Singet“) 
 
Psalm 98 gibt dem Sonntag seinen Namen:
 
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
2Der Herr lässt sein Heil verkündigen; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
3Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
4Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!
5Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! 
6Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!
7Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.
8Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich 9vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
                                             Halleluja
Liebe Leserin, lieber Leser,
 
der Sonntag Kantate fordert uns auf zum Singen zu Gottes Lob. Aber in diesem Jahr 2021 ist es auf Grund der Coronapandemie leider immer noch so, dass wir zumindest im Gottesdienst und überhaupt in der Gemeinschaft nicht singen dürfen. 
Ja, sehr schade!
Wie gut, dass der Schreiber des Kolosserbriefes (Kap.3,12-17), der an diesem Sonntag Predigttext ist, uns zu einer anderen Möglichkeit anregt: „singt Gott dankbar in euren Herzen“ schreibt er.
Und das Lied dieses Sonntags empfiehlt: 
„Du, meine Seele singe“. 
Wenn sich schon Mund und Lippen jetzt nicht regen dürfen, sind eben Herz und Seele mal dran. 
Das beide auch mitzureden haben, spüren wir ja. 
Wenn wir glücklich sind, wenn wir uns freuen, 
aber auch wenn wir ergriffen sind, tief berührt von Mitleid oder eigenem Schmerz, auch Traurigkeit lässt unser Herz singen, dann in Moll. 
Oder wenn wir von etwas überwältigt sind, 
von der Schöpfung z.B..
Wie viele Menschen haben mir schon davon erzählt, wie sie überwältigt waren, angesichts des Sternenhimmels, in den Bergen, am Meer, im Wald, in der Wüste, in ihrem eigenen Garten und wie nahe sie sich in solchen Momenten Gott gefühlt haben.
Der Psalm nimmt das mit auf:
das Brausen des Meeres, die Ströme, die in die Hände klatschen, die Berge, die fröhlich sind.
In der ganzen Schöpfung, ist Gott da, in alle dem können wir seine Nähe spüren, seine Ansprache an uns, und wir wollen antworten:
Instrumente, die Menschen bauen, singen ihr Lied für ihn, unsere Lieder, unsere Gebete steigen zu ihm auf.
Es scheint, dass es kein Leben gibt ohne Klang.
Gerade zur Zeit hören wir es um uns herum. 
Die Amsel singt ihr Morgenlied, und viele andere gefiederte Sänger mit ihr.
Wie ein Chor klingen sie alle zusammen.
Die Insekten brummen etwas später dazu.
Der Wind weht, und alles, worauf er trifft antwortet, rauscht und pfeift und säuselt.
Soviel Klang ist schon um uns herum. Und dennoch fehlt vielen das eigene Singen.
Darum möchte ich heute, an diesem Sonntag „Kantate“, zum „Singen für sich allein“ ermutigen.
In meiner Kindheit war es nicht ungewöhnlich, draußen beim Wandern oder Spazierengehen zu singen, oder auch mal einfach auf der Straße, oder beim Haushalt machen. Meine Omi hat dabei viel vor sich hin gesummt. Ich habe es heute noch im Ohr.
Mein Onkel hat mir das Pfeifen beigebracht, eine Melodie zu pfeifen. Und unser Familienpfiff war unverkennbar.
All diese Bräuche haben nachgelassen.
Man traut sich irgendwie nicht mehr, befürchte ich.
Und das ist das Problem: wenn es sich keiner mehr traut, dann stirbt es aus.
Das wäre sehr schade, ein großer Verlust!
Und deshalb möchte ich ausdrücklich dafür werben.
Singen Sie doch Zuhause unter der Dusche oder beim Hausputz, oder einfach mal so. 
Tun Sie sich was Gutes damit! Auch draußen.
Erinnern Sie sich? Die Gesänge auf dem Balkon und auf der Terrasse in der ersten Phase der Coronapandemie hätten schon ein Versuch sein können, das Singen in der Öffentlichkeit neu zu etablieren. Sich zu trauen, wieder mal allein zu singen und ruhig auch mal, obwohl mich jemand im Vorbeigehen hören könnte. 
Im Wald zu pfeifen, kann auch den anderen gut tun, die das hören. Die dadurch ermutigt werden, es selbst zu tun, weil sie wissen, da geht ein Mensch und lässt mich hören, was in seinem Herzen klingt.
Ich fühle mich ihm verwandt.
Gott hat den Gesang und die Musik in uns, in seine Schöpfung gelegt, dieses Geschenk anzunehmen, heißt ihn zu loben.
Einen wunderbaren Sonntag unter dem Segen Gottes wünsche ich Ihnen, denn:
 
Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden
                                                   Amen

Die Mail zum Sonntag für den 11.4.21 Quasimodogeniti

„Quasimodogeniti“, auf Deutsch: „wie die neugeborenen Kindlein“, diesen besonderen Namen gibt dem „weißen“ Sonntag nach Ostern der Leitvers aus dem1.Petrusbrief 2, 2: „….seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil, da ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“

Dieses Wochenende ist ein ganz Besonderes für meinen Mann und mich. Das erste Mal haben wir (nach negativem Coronatest) Besuch von den neugeborenen Enkeln, den Zwillingen Matti und Lenn. Kaum zu fassen, wie nahe mir in meinem Erleben und Beobachten der beiden dieser Sonntag kommt. Nicht nur der Leitvers hat es da in sich. 

Wenn ich erlebe, wie wunderbar und einzigartig diese beiden winzigen Wesen sind und wie viel schon erkennbar in ihnen steckt, und wie unterschiedlich sie, obwohl ja immerhin eineiig, sich uns zeigen, bin ich sprachlos, weil tief berührt von Gottes Schöpferkraft und Einfallsreichtum und möchte jubeln und loben mit Jesaja (Kap. 40,26 ff.):

„Hebt eure Augen und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.“

Und ich wundere mich mit Jesaja, dass es auch nur einen Zweifel an dieser Schöpferkraft geben kann:

„Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: `mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber`? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört (und gesehen)? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“

Und ich denke: das bleibt bei uns, diese Kraft Gottes bleibt bei uns, mit der wir schon geboren wurden. Mein Leben lang hat sie mich begleitet, in Höhen und Tiefen, Schmerz und Dankbarkeit, hat mich das Leben lieben gelernt, in all seiner Vielfalt. Denn ja, so habe ich es erlebt und aus vielen Mündern zu hören bekommen:

„Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

In Matti und Lenn reckt sich mir diese Kraft Gottes entgegen, ausgestreckte Ärmchen, Spannung in dem winzigen Leib und unglaubliche Beweglichkeit in den kleinen Gesichtern und dann: diese Stimmen, herrlich!

Herrlich, ja, Herr, ich gestehe, denn sie zeigen es mir: du bist einfach herrlich!

Und was das Leben wirklich ist, das erkennen wir doch erst nach und nach, nicht nur die ganz Kleinen, sondern auch die Älteren, bis zu seinem Ende und vielleicht hier auf Erden niemals wirklich ganz. Wie eine österliche Antwort und ein österliches Lobgebet erscheint mir da der erste Vers eines der Predigttexte zu diesem Sonntag. 1.Petrus Kapitel 1, Vers 3-5:
 „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.“

Deshalb finde ich: Ostern – das heißt auch:

Alles wird gut!

Geht Euren Weg weiter, unter seinem Schutz, mit neuer Kraft und umhüllt von Segen:

Und Gott, der Herr segne Dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden,             Amen

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Erster Sonntag nach Ostern Quasimodogeniti

Ostersamstag

Quelle: Petra Presting
Die Vorbereitung beginnt

Gedanken zu Judica (5.So.d. Passionszeit, 21.3.2021)

Jesus, der Glaube an ihn, ist ein „Anker in der Zeit“, „Ursprung allen Lebens“ und „Ziel in Ewigkeit“. Dieses Lied ist mir so wichtig, weil es von dem redet, was unseren Glauben so wertvoll macht, dass ich niemals und um gar keinen Preis darauf verzichten möchte.

Und apropos „glauben“, in diesem Lied wird nicht danach gefragt: Stimmt das? Kann das sein? Der Glaube wird nicht in Frage gestellt. Das tut gut.

Hier heißt es einfach nur: „Es gibt….“, es gibt die bedingungslose Liebe, es gibt die Versöhnung selbst für Feinde, es gibt die letzte Rettung in der Not, die wunderbare Heilung, das Leben nach dem Tod…..

Der Schlüssel dazu liegt in unserem Anker in der Zeit, unserem Ursprung, unserem Zentrum, unserem Ziel. Der Schlüssel liegt in unserem Glauben, er liegt in Gott, in Jesus Christus.

„Es gibt….“, darin liegt eine große Selbstverständlichkeit, eine große Ruhe und Kraft die bleibt und standhält, selbst wenn wir das Gefühl haben, um uns herum tobt das Chaos.

„Schaffe mir Recht, Gott“, fordert/bittet der Psalm des Sonntags Judica und das Evangelium zeigt uns Jesus, gefangen genommen, vor Gericht gestellt und fragt uns:

Glauben wir, nur wir würden bedroht von denen, die uns stärker scheinen? Oder vom Schicksal, vom Unglück, das sich in unserem Leben ereignet?

Die Passionszeit, der Blick auf Jesus, zeigt uns: Die Ungerechtigkeiten, die wir erfahren und aushalten müssen, die Gemeinheiten, Gott kennt sie.

Das macht sie nicht besser, aber es kann helfen, dass wir da durchgehen, ohne unterzugehen, weil Jesus uns zeigt, obwohl es zunächst überhaupt nicht danach aussieht, dass am Ende das Leben siegt und die Liebe stärker ist. 

„Es gibt…“, dafür steht Gott ein.

Lasst Euch also nicht täuschen von alle dem, was wir um uns herum beobachten, von dem, was uns in die Irre führt und verrückt machen könnte. 

In den Zeiten, die wir gerade erleben, scheint alles durcheinandergewirbelt zu werden. Alles, von dem wir meinten, dass es immer so sein müsste, nur weil wir es nicht anders kannten, oder es uns so gemütlich eingerichtet haben, es wird in Frage gestellt und das muss erlaubt sein, das ist sogar endlich dran, denn Vieles kommt dabei auch ans Licht, was nicht gut ist, vor allen Dingen auch eine Menge Ungerechtigkeit, weltweit.

Warum leben die einen im Überfluss und die anderen haben kein Dach über dem Kopf, keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen, nicht mal Zugang zu frischem Wasser, und was ist mit ihrem Zugang zum Impfstoff?

„Schaffe mir Recht, Gott!“ Wie viele Menschen könnten diese Forderung stellen?

Nur geht es nicht darum, dass Gott alles zurechtrückt, was der Mensch kaputt gemacht hat und wo er versagt. Das wäre wohl zu einfach, und was wären wir dann anderes als verzogene, verwöhnte Kinder, die trotzdem immer nur jammern?

Jesus ist am Kreuz gestorben. Unschuldig!

Es gibt so viel Ungerechtigkeit in der Welt und es gibt so viele, auch hier, die unter den sogenannten „Stärkeren“ zu leiden haben. Es wäre geradezu unerträglich, wenn es da nicht noch etwas Anderes gäbe.

In Jesus sehe ich: Gott ist an unserer Seite und er wird auch die Opfer niemals allein lassen, selbst wo die Kirche das tut.

Gott war bei seinem Sohn, auch am Kreuz, das glaube ich ganz fest! Selbst, wenn sich sogar Jesus einen Moment verlassen fühlte. Sich verlassen fühlen heißt nicht, dass ich auch verlassen bin. Es ist nur so schwer mit dieser Erkenntnis, wenn ich mitten im Elend stecke.

Darum lasst uns auf das „Es gibt…“ vertrauen. „Es gibt Gerechtigkeit für alle“, heißt es auch in dem Lied.

Lasst uns vertrauen auf unseren Glauben, auf den Anker in der Zeit, der uns fest im Leben hält, lasst uns vertrauen, dass Gott neben uns ist und uns sieht,  

                                                                                                                               Amen

Der Brief zum Sonntag für den 4.Sonntag der Fastenzeit „Lätare“ am 14.3.2021

Liebe Leserin, lieber Leser

Heute kommt mein Gottesdienstbrief an Sie alle mitten in der Passionszeit an.

„Lätare“ ist der Passionssonntag, der schon im Osterlicht erscheint und deshalb hat er eine ganz besondere liturgische Farbe. Kaum zu glauben, aber seine Farbe ist Rosa, eine Mischung nämlich aus dem Violett der Passionszeit und dem Weiß der Auferstehung. 

Und wenn wir in den alttestamentlichen Predigttext bei Jesaja im 66.Kapitel gucken, dann ist das auch sehr stimmig, finde ich, denn Rosa ist doch eine wahre Babyfarbe und ein Baby und seine Mutter stehen hier im Mittelpunkt:

 

Lesung Jesaja 66,10-14

10Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. 11Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. 12Denn so spricht der Herr: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. 13Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. 14Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras.

Ja wirklich, über dieses Bild von Jesaja kann man sich freuen! 

Wenn wir es doch gewohnt sind, dass von Gott in aller Regel, und auch von Jesus geprägt, als vom „Vater“ geredet wird, so werden sich hier alle Mütter besonders mit Gott verbunden fühlen und alle Väter werden diese Bilder in Erinnerung haben: eine Mutter, die ihr Kind tröstet, die ihren Säugling stillt und bei der er satt werden kann, liebkost wird und auf den Knien gewiegt.

Was ist das für ein Gefühl für eine Mutter, die ihr Kind so im Arm hält? 

Alle Mütter wissen das und werden es jetzt wahrscheinlich vor Augen haben. Es gibt wohl wenig, was so eine enge Verbundenheit, so einen intensiven Ausdruck von Liebe und Zuneigung in sich trägt.

Und was ist das für ein Gefühl, so geliebt zu werden?

Ein Baby, das noch ganz auf seine Eltern angewiesen ist, dass sich nicht allein ernähren kann, beschützt und behütet werden muss, dass sich aber auch noch über nichts Gedanken machen muss, einfach nur da ist.

Und doch bringt es alles mit.

Ein Kind ist ein Geschenk.

Auch mir im Moment Jesajas Worte besonders nahe.

Wir erleben das gerade selbst, mein Mann und ich bei unseren 2 Wochen jungen Enkeln, den Zwillingsbrüdern Matti und Lenn.

Wir erleben, wenn auch im Moment nur übers Internet, wie unsere Kinder ganz selbstverständlich in die Rolle von Mutter und Vater hineinwachsen und sich unfassbar freuen über ihre Kinder.

Selig sind sie und wir mit ihnen.

Es fällt mir leicht in ihren Gesichtern Gottes Glanz zu erkennen, sein Leuchten, dass er in uns alle gesetzt hat.

Und vor allem auch in den Gesichtern der Säuglinge scheint dieser Glanz auf und überträgt sich: 

Ganz automatisch fangen wir selbst an zu leuchten, wenn wir das, wenn wir die beiden sehen.

Lätare, freuet euch.

So wie eine Mutter geht Gott mit uns um.

Das ist so wichtig zu wissen, denn hier entscheidet sich, ob ich Vertrauen lernen kann, ob ich zuversichtlich bleibe, dass ich, wenn ich traurig bin, wenn ich weinen muss, wenn ich mich verletzt habe oder von anderen verletzt wurde, einen Ort habe, ein Gegenüber, bei dem ich Trost finde. Bei Vater und Mutter und so eben auch bei Gott.

Für kleine Kinder ist das natürlich, wenn sie weinen, solchen Trost zu suchen.

Erwachsene quälen sich leider mit ihrem Kummer viel mehr rum. Und sie haben viele Hemmungen, viele Regeln und Vorbehalte, viel Scham, sich an jemanden zu wenden in ihrem Elend.

Zu Gott kann ich gehen und wieder ganz klein sein.

Bei ihm muss ich auf all diese erlernten Regeln nicht achten, vor ihm muss ich mich nicht schämen.

Er nährt mich, stillt mich, sagt Jesaja, mit dem, was ich brauche, um das alles zu überstehen, sein Trost gilt mir, egal wie alt ich bin.

Manchmal kann ich das vielleicht kaum glauben, wo ich doch so erwachsen und vernünftig sein muss. 

Es ist nicht leicht, zum inneren Säugling zurück zu finden.

Vielleicht hilft mir da die Farbe „Rosa“.

Das Zugeständnis, dass ich auch vor mir mal wieder klein und bedürftig sein darf. 

Ich z.B. liebe es, im Frühling rosa Primeln ins Haus zu stellen. Und auch die Strampelsäcke, die ich für Matti und Lenn gerade stricke, fangen mit rosa an.

Vielleicht finden wir heute alle etwas in rosa, was uns daran erinnert, wie schön es ist, es kuschelig zu haben und auf Mamas Schoß zu sitzen.

Mut zum Rosa und zu mir selbst als kleines Kind in Gottes Nähe, das wünsche ich uns allen für heute, 

„Lätare“, freuet Euch!

 

                                                                                  Amen

 

Gebet 

 

Gott, wohl dem Menschen, der sich auf Dich verlässt, der seinen Weg von Herzen mit Dir geht.

Sei Du unser Schutz, sei Du unsere Sonne.

Lass Deine Strahlen jetzt auf unseren Weg fallen. Das wir sehen, da ist mehr, mehr als alles, was mich beschwert, mehr als die Pandemie, mehr als die Sorgen,

Zuversicht und Hoffnung lass in uns aufleuchten, neu keimen und wachsen, damit sie Früchte bringen, für uns alle, die wir deine Kinder sind,

Amen 

 

Der Psalm des Tages ist Psalm 84

2Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!

3Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.

4Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, Herr Zebaoth,

mein König und mein Gott.

5Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;

die loben dich immerdar. SELA.

6Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten

und von Herzen dir nachwandeln!

7Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, / wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.

8Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion.

9Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! SELA. 10Gott, unser Schild, schaue doch; sieh an das Antlitz deines Gesalbten! 11Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.

Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause

als wohnen in den Zelten der Frevler. 12Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild; / der Herr gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.

13Herr Zebaoth, wohl dem Menschen,

der sich auf dich verlässt!

Die Mail zum Sonntag als Podcast finden Sie hier

Mail zum Sonntag für den 7.3.21

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wer die Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Die Worte Jesu, der Wochenspruch aus dem Lukasevangelium (Lk. 9,57-62) lassen keinen Zweifel, um was es am 3.Sonntag der Passionszeit geht. Jedes seiner Bibelworte fügt sich an das andere an. Schau nach vorn, konzentrier dich auf Gott.     So wie der Psalm (25,15), der dem Sonntag den Namen „Okuli“ gegeben hat, es formuliert: – „Meine Augen (lat.: Okuli) sehen stets auf den Herrn, denn der Herr wird meine Füße aus dem Netz ziehen“. 

Wir sind in der Mitte der Passionszeit angekommen. Unser Blick wird nach vorne gelenkt, soll sich auf Gott konzentrieren, wie Gott längst uns im Blick hat, Psalm 34,16 schließt sich an: „Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.“ 

Der Prophet Elia erfährt das im Predigttext des Alten Testaments (1.Könige 19). Sein Weg führt ihn in die Wüste. 40 Tage, solange wie auch die Passionszeit dauert, verbringt er dort. Ohne Essen, am Boden, denn Elia ist fertig. Konsequent hat er im Konflikt mit der fremden Religion die Priester des Baal verfolgt und vernichtet. Nun schwört deren Königin Isebel Rache: „Wie du denen getan hast, so werde ich auch dir tun“. Elia flieht. Er ist erschöpft vom Kämpfen, kann nicht mehr, will auch nicht mehr. Er fragt nach dem Sinn, er will sogar sterben. Doch Gott sieht ihn auch in der Wüste und er findet ihn auch dort.

Nein, der Tod der Baalspriester ist keine Lösung. Gewalt ist doch nie eine Lösung! 

In der Wüste erfährt Elia dass der Gott, dem er dient, nicht in der Macht des Feuers ist und nicht im Erdbeben und nicht im gewaltigen Sturm. Gott erscheint ihm schließlich in einer „Stimme verschwebenden Schweigens“, wie Martin Buber und Franz Rosenzweig übersetzen. Wie behutsam das klingt.

Passionszeit, wir bekommen vor Augen geführt: Gott ist kein Gott der mörderischen Rache. Sein Sohn wird sterben, hingerichtet am Kreuz, ohne Gegenwehr. 

Das dahinter war Finsternis. Das war Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Das Neue, das Wandeln und der Weg im Licht in Christus wird Güte sein und Gerechtigkeit und Wahrheit. So heißt es in der Epistel des Sonntags im Epheserbrief 5: Lebt als geliebte Kinder Gottes:….“Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts aber ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Ich denke: Es macht keinen Sinn, immer wieder zurückzuschauen, Rache zu schwören, dem Gewesenen hinterher zu trauern, oder seine eigenen inneren Schrecken der Vergangenheit ständig wiederzukäuen, sie zu zelebrieren, um sie damit nur weiter zu verfestigen.

Der Weg der Heilung, hier heißt er, loszulassen, nach vorne zu schauen, und das Leben neu in die Hand zu nehmen. Genährt von dem Brot, dass Gottes Engel mir doch direkt vor die Nase stellt, so wie er es in der Geschichte schließlich auch bei Elia tut (1.Kg.19,7).

Ich werde mir jetzt auch gleich ein Stück Brot nehmen. Dazu werde ich wohl aufstehen müssen, ich probiere ein bisschen „Auferstehung“, und dann werde ich essen, kauen und schlucken und mich stärken lassen. Ganz im Sinne der Worte des Engels: „Steh auf und iss! Du hast einen weiten Weg vor dir!“

Aber, so erinnere ich mich, du wirst ja wandeln als Kind des Lichts und in Gottes Blick. Behalte ihn im Auge, denn der Weg mit ihm führt zu Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit!

Diese Erfahrung wünsche ich an diesem Sonntag uns allen und all denen in der Welt, die im Moment selbst gewaltlos auf dem Weg sind, und dennoch dabei Gewalt erfahren. Wasser kann man nicht aufhalten, Licht auch nicht.         Und ich bete:

Gott, bitte stärke und ermutige alle, die nach vorne schauen, die auf dem Weg sind zu Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Gemeinschaft.

Stärke und ermutige alle, die in den hintersten, elendesten Nischen der Welt da sind, um anderen zu helfen.

Gott, lass Hoffnung wachsen und Zuversicht blühen,     segne uns,      Amen

Ja, einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Ihre          Petra Presting

Mail zum 2. Sonntag der Passionszeit („Reminiszere“= „Gedenke“)

„Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,

die von Ewigkeit her gewesen sind.“ (Psalm 25,6)

Liebe Leserinnen und Leser,

ich empfehle Ihnen und euch: lest mal den ganzen 25. Psalm. Er ist einerseits ein inniges Gebet um Gottes Wegweisung und Vergebung und ermuntert zum Vertrauen: „Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret.“ 

Doch er klagt Gott auch das persönliche Leid und bittet um Gottes Zuwendung: „Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten.“ Diese Worte mögen manchem aus der Seele sprechen. Gut, wenn es Worte oder Lieder gibt, in denen wir uns wiederfinden können und verstanden fühlen.

Auch in diesen Tagen liegt beides in der Luft: sonnenwarme Tage mit den ersten Vorboten des Frühlings, Vogelgezwitscher und Krokusse. Aber auch Existenznot angesichts fehlender Einkünfte, Überdruss, angespannte Verhältnisse zu Haus und Sehnsucht nach einem freieren Leben für alle. Beides braucht seinen Raum, die Freude am Leben und seiner Entfaltung wie die Klage über Nöte und Sorgen.

In dem, was uns umtreibt, sei es positiv oder negativ, brauchen wir etwas, das uns im Lot hält und standhalten lässt, in leichten und in schweren Zeiten. Diesen Halt, der uns ausrichtet und aufrichtet, findet der 25. Psalm in Gott: „Denn du bist der Gott, der mir hilft.“ So wird uns Lebensfreude nicht blind machen für die Schattenseiten, denen andere ausgesetzt sind, und Klage wird uns nicht verschließen für die Güte Gottes.

Der Leitspruch für den Sonntag Reminiszere erinnert auch an Gottes Güte. Er stammt aus dem Paulus-Brief an die Römer (Röm 5,8):

„Gott erweist seine Liebe zu uns darin, 

dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Was mich bei diesen Worten besonders anspricht, habe ich fett gedruckt. Bei „wir Sünder“ denke ich nicht an das Karnevalslied „Wir sind alle kleine Sünderlein, s’war immer so, s’war immer so“, sondern an tiefgreifende Beziehungsstörungen zwischen Menschen und zwischen Menschen und Gott. Die Geschichte von Adam und Eva vom letzten Sonntag (1. Mose 3) ist dafür sehr anschaulich.

Gott möchte Versöhnung. Zwischen uns und unseren Mitmenschen und zwischen Gott und uns. Diese Versöhnung sollte Jesus, der Menschen- und der Gottessohn, vollbringen. Für uns alle.

Im Kreuz ein Zeichen der Liebe Gottes zu sehen, ist auf den ersten Blick nicht leicht. Und auf den zweiten auch nicht. Jedes Jahr ringe ich aufs Neue damit. Immer wieder denke ich: Unschuldig und zu Unrecht hat er gelitten, wie so viele, die sich für Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit und Freiheit einsetzen. Warum hat Gottes Hand ihn nicht bewahrt? Und wo war da Liebe im Spiel? 

Wollte Jesus aus Liebe seine Jünger schützen? Aber seine Liebe umfasste ja nicht nur die, die ihm nahestanden. Seine Liebe reicht und erstreckt sich bis zu uns und in unsere Dunkelheiten und Geheimnisse. Nicht, um uns bloßzustellen. „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ (Joh. 3,17) Gott will uns retten. Befreien. Von unseren Irrtümern. Von unserer Schuld. Aus allen Verstrickungen. Gott möchte, dass wir frei sind, Gott vertrauen, lieben und barmherzig sind. Mit uns selbst und miteinander.

GEBET: Lieber Vater im Himmel, unsere Freude und unseren Dank, unsere Klage und unsere Sorge bringen wir dir und bitten dich: Sei du unser Gott, der uns hilft. Amen.

Simone Mertins

Gedanken zum Sonntag „Invokavit“ (= „Er ruft mich an.“)

Wochenspruch:
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“                           (1. Johannes 3,8b)
 

Liebe Leserinnen und Leser,
am Aschermittwoch hat die Passionszeit begonnen. Bis Ostern wird sie dauern. Wie die Adventszeit ist sie eine Zeit der Besinnung. Wer oder was bestimmt mein Leben?
 

Meist lässt sich das ja nicht so einfach mit einem Satz beantworten wie im Wochenspruch. Da hören wir von einem klaren Gegen-Satz: der Sohn Gottes, Jesus, zerstört die Werke des Teufels. Der Gute besiegt den Bösen.
 

Dass es im Leben nicht so einfach ist, wissen auch die Bibeltexte des Sonntags. Die Geschichte von Adam und Eva (1.Mose 3) ist Ihnen und euch bestimmt bekannt. Die von Gott verbotene Frucht würde sie „klug“ machen, so dass sie selber wissen, was gut und böse ist, flüstert die Schlage Eva ein. Doch dann gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen, dass sie „nackt“ sind. In der hebräischen Sprache unterscheiden sich die Worte „klug“ und „nackt“ nur in einem einzigen Buchstaben. Ich denke: So nah beieinander können „gut“ und „böse“ auch manchmal liegen. Selbst was „gut gemeint“ ist, kann negative Folgen haben.
 

Wer oder was bestimmt mein Leben? Der Psalm des Sonntags gibt darauf eine eigene Antwort:

Aus Psalm 91
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt 
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem Herrn: 
Meine Zuversicht und meine Burg, 
mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers 
und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken, 
und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,
dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt,
vor der Pest, die im Finstern schleicht, 
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn er hat seinen Engeln befohlen, 
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen 
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
So spricht der Herr:
„Er liebt mich, darum will ich ihn erretten; 
er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er ruft mich an; darum will ich in erhören;
 ich bin bei ihm in der Not,
ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. 
Ich will ihn sättigen mit langem Leben 
und will ihm zeigen mein Heil.
 

So segne und stärke und schütze euch Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Zum Anhören: Mail zum Sonntag für den 14.2.21, dem Sonntag vor Beginn der Passionszeit („Estomihi“)

Mail zum Sonntag für den 14.2.21, dem Sonntag vor Beginn der Passionszeit („Estomihi“)

Liebe Leserin, lieber Leser,

jetzt ist sie fast da, die Passionszeit, nicht ganz so freudig erwartet, wie der Advent, aber dennoch auch sie eine Zeit der Vorbereitung auf ein wichtiges christliches Fest, auf Ostern.

Und zu dieser Vorbereitung gehört auch die innere Klärung, das innere Aufräumen, damit der, der da kommt, Platz hat, um bei uns einzuziehen. Also ist Fastenzeit. 

Das der Advent Fastenzeit ist, haben wir ziemlich verdrängt. Jetzt, im Frühjahr, für die Zeit vor Ostern, ist es den meisten noch bewusst.

Vielleicht auch weil sie eingeleitet wird durch die letzten „tollen Tage“, die bei uns im Norden nicht ganz so viele Anhänger*innen haben, aber niemand, der Kinder im Haus hat, kommt am Fasching feiern vorbei.

Noch einmal so richtig feiern, und dann??

In den letzten Jahren wurden für die Fastenzeit vor Ostern auch im kirchlichen Bereich neue Schwerpunkte in den Blick genommen.

Die Fastenzeit sollte nichts Sauertöpfisches, nichts Leidgeprüftes mehr haben, keine Quälerei mehr sein, die man irgendwie durchhalten muss, ohne alle Süßigkeit auf eine knurrende Diät gesetzt.

Jetzt geht es in ihr eher darum, die Werte des Lebens neu zu entdecken, des lebenswerten Lebens. Die kleinen Dinge zu üben, die mir Freude machen, das, was mir guttut, was ich sonst viel zu oft übersehe und auf diese Art und Weise einmal aufzuräumen. Auch das schafft Platz für Gott.

Wie gut ist es da, wie passend, dass dieser letzte Sonntag vor der Passionszeit in diesem Jahr auf den   14. Februar fällt, den Valentinstag. Und nein, Valentin ist nicht der Schutzheilige der Florist*innen, sondern der der Liebenden.

Und prompt ist einer der Predigttexte für diesen Sonntag das Hohelied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief Kap.13 ….. wie sich alles wieder fügt…

Ich höre, was Paulus sagt, zusammengefasst so:

Ich bin nichts ohne die Liebe.

Wenn ich nicht liebe, dann nützt mir jede Selbstaufopferung gar nichts.

Die Liebe ist großzügig und barmherzig, voller Vergebung, und sie hört niemals auf.

Sie schenkt mir Erkenntnis, die nicht nur von dieser Welt ist, und wenn alles verschwindet, alles vergeht, dann bleibt aber die Liebe, und der Glaube, und die Hoffnung.

Valentinstag und der letzte Sonntag vor der Passionszeit, wie gut beides zusammenpasst ………….. der Weg der Auferstehung des Lebens beginnt, jetzt.

Einen gesegneten Sonntag als Feier der Liebe 

wünscht Ihnen Ihre Petra Presting

Mail zum Sonntag für den 7.Februar 2021

Der Wochenspruch zum 2.Sonntag vor der Passionszeit , steht im Hebräerbrief, Kap. 3,15:

„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“

Und der Psalm des Tages sind einige Verse aus Psalm 119:

89 HERR, dein Wort bleibt ewiglich, 

so weit der Himmel reicht; 

90 deine Wahrheit währet für und für. 

Du hast die Erde fest gegründet, und sie bleibt stehen. 

91 Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute; 

denn es muss dir alles dienen. 

92 Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, 

so wäre ich vergangen in meinem Elend. 

103 Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig. 

104 Dein Wort macht mich klug; 

darum hasse ich alle falschen Wege. 

105 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte 

und ein Licht auf meinem Wege. 

116 Erhalte mich nach deinem Wort, dass ich lebe, und lass mich nicht 

zuschanden werden in meiner Hoffnung.

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gottes Stimme immer hören zu können, sein Wort ernst nehmen zu dürfen, an jedem Tag, bei jedem Schritt auf meinem Lebensweg, diese Möglichkeit lässt der Psalm vor mir heute greifbar aufleuchten, ….aber dringt sie auch durch zu mir?

 

Ich meine, wie viele Worte hören wir tagtäglich, haben wir in unserem ganzen Leben schon gehört, ….. unzählige! 

An die allermeisten können wir uns wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern, andere haben sich für immer in unser Gedächtnis eingeprägt und fallen uns immer wieder in bestimmten Situationen ein. 

Wie viele Worte hören wir gerade auch in dieser Zeit der vielfältigsten Medien. Jeden Tag aufs Neue hören wir da die verschiedensten Meinungen, werden mit Werbung überhäuft, mit leerem Gerede, oder mit Erkenntnissen, neuesten Zahlen und Werten über den Verlauf der Pandemie.

Vieles Beunruhigende ist dabei, bei dem, was wir hören und bei Manchem hören wir auch schon gar nicht mehr hin.

Vielleicht ist unser Kopf schon viel zu voll von all dem Menschenwort.

Vielleicht ist es genau dann aber auch gut, mal auf ein anderes Wort zu hören: Hier im Psalm und im Hebräerbrief dieses Sonntags geht es um das Wort Gottes und das ist etwas ganz anderes.

Gottes Wort hat das Leben gerufen und geschaffen, ganz am Anfang. Wir können es in den Schöpfungsgeschichten lesen. Sein Wort ist Mensch geworden unter uns in seinem Sohn Jesus.

Sein Wort spricht seitdem immer wieder zu allem, was lebt, die Schöpfung geht weiter, denn, so sagt der Psalm: Gottes Wort bleibt ewiglich!

Sein Wort bleibt bei uns, es bleibt in seiner Schöpfung bestehen. Das heißt doch, es ist tatsächlich mit uns unterwegs, ganz selbstverständlich. 

In unseren Gottesdiensten nehmen wir uns Zeit für sein Wort, in Andachten, Meditationen und Gebeten. In der Schöpfung sehen wir, wie es Gestalt angenommen hat, hören ihn in den Elementen.

Aber ich bin ziemlich sicher, er flüstert es uns auch ins Ohr, in der Stille, in unseren Träumen, wenn wir nicht abgelenkt sind von der Geräuschkulisse, dem allgegenwärtigen Raunen und Brummen um uns herum, wo alles durcheinander geht, bis man so verwirrt ist, dass man kein klares Wort mehr verstehen kann. 

Gottes Wort dagegen ist klar. Es macht klug, heißt es hier.

Es leuchtet, es ist ein Licht auf meinem Weg und wie sehr brauche ich dieses Licht, wenn ich nicht mehr weiß, auf wen ich jetzt nun wieder hören soll…..

Gottes Wort will mich nicht verwirren, sondern Halt geben und Orientierung. 

Es soll mein Vertrauen und meine Hoffnung stärken, und besonders das „Stärken“ höre ich hier aus dem Psalmwort heraus, denn „dein Wort ist meinem Mund süßer als Honig“.

„Wenn alle Stricke reißen, dann nimm einen Löffel Honig“, auch ein Wort, was mir immer wieder mal einfällt. Ein kluger Rat der weisen Großmütter und Großväter aus meiner Familie.

Gottes Wort ist sogar mehr als das, süßer als der Honig.

Wenn Sie an diesem Sonntag etwas essen oder trinken, was Ihnen ganz besonders gut schmeckt, dann denken Sie doch einfach in dem Moment mal für einen Augenblick an Gottes Wort, vielleicht an eines, was wichtig geworden ist in Ihrem Leben, an eines wie: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, oder wie: „Wenn dein Gesetz, dein Wort nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen an meinem Elend.“ 

Aber es ist ja mein Trost gewesen, sein Wort, und das wird es immer sein, ewiglich.

Darum: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört,“…..dann öffnet eure Herzen weit.

 

Einen gesegneten Sonntag voller Licht und neuer Kraft wünscht Ihnen Ihre                                                                              

                                                                                                                     Petra Presting

Mail zum Sonntag für den 31.1.2021 den letzten Sonntag nach Epiphanias

Bombenalarm

Liebe Leserinnen und Leser,

zum wiederholten Mal wurden in Göttingen Metallkörper im Boden entdeckt, bei denen es sich voraussichtlich um Bomben handelt. Bomben, die vor über 75 Jahre im zweiten Weltkrieg auf Göttingen abgeworfen wurden, über 1.000 Stück. Damals sollten sie den Güterbahnhof treffen und zerstören. Mindestens 107 Menschen kamen ums Leben. 

In vielen anderen Städten waren es noch weitaus mehr.

jede Bombe, die irgendwo auf dieser Welt auf Dörfer oder Städte geworfen wird, ist für mich eine Bombe zu viel. Bomben töten Menschen und andere Lebewesen. 

Sie zerstören Häuser, Versorgungseinrichtungen und Verkehrswege. Manchmal schlagen sie in den Boden ein, zünden nicht und bleiben eine verborgene Gefahr für kommende Generationen. So wie jetzt hier.

Nun müssen 8.500 Menschen in der Stadt ihre Häuser verlassen, weil sie im Gefahrenbereich liegen. In Schulen werden sie den Tag und vielleicht auch die Nacht verbringen müssen, wenn sie nicht bei Freunden oder Verwandten ein Quartier gefunden haben.

Es ist eine intensiv vorbereitete Großaktion, bei der die Mitarbeitenden des Kampfmittelbeseitigungsdienstes die zentrale Aufgabe haben. Sie sollen vorsichtig die Metallkörper zugänglich machen, ihre Zünder entschärfen oder eine kontrollierte Sprengung herbeiführen. Eine lebensgefährliche Aufgabe. Aus tiefstem Herzen wünsche ich ihnen und uns allen, dass sie diese Aufgabe unbeschadet leisten können und alle wieder aufatmen können.

Dennoch möchte ich nicht von „Bombenentschärfung“ reden, sondern von „Bombenalarm“. Denn allein diese vier potenziellen Bomben zeigen das Ausmaß der Bedrohung, 

die von ihnen ausgeht. Das sollte uns alle alarmieren und zum Einsatz gegen alle Arten von Bomben und Waffen bewegen.

 „Si vis pacem para bellum – Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg“ –diese seit der Antike beschworene Denkweise müssen wir endlich aus guten Gründen und Erfahrungen ändern: „Wenn du Frieden willst, dann sorge für Frieden.“ Durch Verständigung über Werte und Ziele, aufrichtige Kommunikation, fairen Handel und Achtung der gegenseitigen Interessen. Wir dürfen auf Gott vertrauen und können gemeinsam dazu beitragen, dass Angst, Gewalt und Krieg ein Ende finden. Wir dürfen gemeinsam beten:

Vater im Himmel,

halte deine Hände über die Menschen, die sich zum Wohl aller dieser gefährlichen Aufgabe stellen, und beschütze sie. Gib ihnen wache Sinne und innere Stärke.

Gemeinsam bitten wir dich in Stadt und Landkreis: 

Lass dies Unterfangen gelingen und gut ausgehen. Amen.

Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen

 

Simone Mertins

Die Kraft von Gottes Segen

Quelle: Presting

„Mail zum (3.) Sonntag“ nach Epipanias, 24.1.2021

Liebe Schwestern und Brüder,
 

Kennt Ihr dieses berühmte Lied, im Gesangbuch unter der Nummer 398 zu finden? Die erste Strophe fängt so an:
 


„In dir ist Freude, in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist,
hilfest von Schanden, rettest von Banden. 
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, 
wird ewig bleiben, Halleluja!“
 
Es gibt Verse, Verse wie diesen, die lohnt es sich, auswendig zu lernen, damit man sie immer dabei hat, im Lebensgepäck,
weil sie dann da sind für mich, wenn ich nichts mehr in der Hand habe, 
wo ich nachgucken, was ich aufschlagen könnte, 
wenn ich nur auf das angewiesen bin, was in mir da ist….
„nur“? .... 
Was in mir, einem jeden von uns da ist, viel mehr, als wir so denken…und zutrauen, uns und anderen, und Gott…..
es ist schon eine Menge da in uns, 
die „himmlischen Gaben“, von denen das Lied redet, sind da….
Nur Mut! 
Vertraue, lerne es neu, zu vertrauen….
Baue mit Gottes Hilfe an einem Grund, auf dem Du immer! stehen kannst.
Auf dem du deine „müden Hände und wankenden Knie“ wieder stark machen kannst, damit du sicher gehst und nicht unsicher taumelst, 
damit du in diesem Sinne gesund bist, bleibst, …wirst. 
 


In dir, Christus, ist Freude, trotz allem, was mich beschwert. 
Diese Botschaft hat mich schon immer fasziniert an diesem Lied.
Da ist eine Hilfe für uns in Worte gefasst, die wir in jeder Situation im Vertrauen auf Gott, im Glauben, zur Verfügung haben, 
eine Kraft, die uns zusammenhält in uns selbst und mit den anderen.
 


Eine alte Dame, mit der ich in der letzten Woche telefoniert habe, erzählte von den Kriegszeiten, als die Männer alle weg waren, die Kirche aber immer voll gewesen sei. Weil die Zurückgebliebenen in der Not spürten, dass sie Gottes Nähe brauchten“. 
Das war ihnen Trost und Hoffnung.
Und ich denke, genau das werden sie auch gefunden haben in der Kirche, sonst wären sie wohl nicht wiedergekommen.
 


Und dennoch kann ich es nicht in Worte fassen, was diesen Trost und diese Hoffnung ausmacht. 
Alle Worte, die ich finden könnte, klingen irgendwie unzureichend. 
Wenn ich immer von der Liebe Gottes rede, vom ewigen Leben, das stärker ist als der Tod, vom Himmel.
Wie, wo, was, fragen die Menschen und natürlich fragen sie das und ich bin versucht, eine Antwort zu finden und am liebsten zu geben, mit der alle etwas anfangen können.
Aber ich kann es nicht, ohne das immer etwas offenbleiben wird.
Wer bin ich, dass ich von Gott rede, auch wenn ich Pastorin bin?
Auch ich schlage mich mit seinem Geheimnis zuweilen ganz schön herum.
Wie schön, wenn da andere vor hunderten von Jahren Worte gefunden haben, die tragen, 
das ist doch auch ein Geheimnis, warum gerade diese Worte so treffen. 
Wie schön, dass es Komponisten gegeben hat, die die Melodien dazu ersonnen haben, 
die sie in sich gehört, aufgegriffen und aufgeschrieben haben, 
dass sie auf Instrumenten gespielt werden können, die wieder andere gebaut haben und dass wir solche Ohren, die das auch hören können.
 


Gaben sind das, „himmlische Gaben“.
Sie lassen mich das Geheimnis wahrnehmen, spüren, hören oder in der Malerei und im Tanz z.B. auch sehen, selbst zum Ausdruck bringen mit meiner Stimme und meinem Körper 
……und dabei knüpfen sie etwas, die himmlischen Gaben,
eine Verbindung, 
eine Schwingung, die mich mitnimmt in dieses Gefühl von Trost und Hoffnung und Freud, 
mehr noch, die mich mitnimmt in das Vertrauen, in den Glauben.
 


Den Glauben, dass Gott uns nahe ist, 
egal ob jemand die richtigen Worte findet,
dass sein Licht leuchtet unter uns,
dass unsere Freude in ihm liegt und wach wird und aufscheint in der tiefsten Nacht.
Welche Kraft…..und welches Geheimnis liegt darin.
An Weihnachten feiern wir Christ*innen, dass Gott Mensch geworden ist, bis in den Tod hinein und darüber hinaus.
Das sollte uns näher heran bringen an ihn…..
Und doch ist es auch in diesem Geschehen ein Geheimnis geblieben.
 


Damit ich damit etwas anfangen kann, brauche ich meinen Glauben und der steht nicht auf Menschenweisheit, sondern auf der Kraft Gottes.
 

Aber das genügt….
 

Meine Wahl für den Predigttext zu diesem Sonntag fiel auf den 
1.Korintherbrief im 2.Kapitel:…….
 


1 Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 
2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten. 
3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 
4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, 
5 auf das euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
 


6 Von Weisheit reden wir aber unter den Vollkommenen; doch nicht von einer Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. 
7 Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, 
8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. 
9 Sondern wir reden, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« 
10 Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.
                                                         
Amen
 

 
 
Ein Gebet für den Weg im noch jungen neuen Jahr:
 
Gebet
 
Gott, deine Zusagen sind voller Hoffnung.
Ein Licht in dunklen Zeiten.
Ein wirksames Mittel gegen Unsicherheit und Befürchtungen.
Deine Gnade steht über deinem Bund mit uns, deinen Kindern.
Lass uns festen Schrittes auf unserem Weg gehen und in allem Dein Licht hochhalten, 
denn der weihnachtliche Stern geht mit uns, immer.
Lass uns aufschauen und ihn sehen.
Lass ihn leuchten in Deinem Wort, das Du heute zu uns sprichst und dass Mensch geworden ist in der Geburt Deines Sohnes.
Sei uns nahe, 
 
Amen
 

 

Ihre/Eure Petra Presting
Quelle: Presting
Quelle: Presting

Mail zum Sonntag 10.01.2021

Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,
 
nun möchte auch ich Euch ganz herzlich zum ersten Mal im verheißungsvoll neuen Jahr 2021 grüßen.
 
So jung wie es noch ist, hat es doch schon Manches sehen lassen, was es mehr als spannend macht.
Die Entwicklungen von Corona, einschließlich neuer Formen mahnen zur weiteren Vorsicht und Umsicht.
Die Geschehen am Capitol in Washington, ganz aktuell, sind erschütternd und beunruhigend, zumal sie doch auch an Szenen im vergangenen August am Reichstag in Berlin erinnern. Auch das mahnt, im neuen Jahr wach zu bleiben und nichts zu verharmlosen.
 
Um so mehr gilt es, Schutz und Segen und Bewahrung zu stärken und zu verbreiten und vor allem auch der Barmherzigkeit unter allem, was lebt, in diesem Jahr besondere Bedeutung zu geben, wie schon in der Jahreslosung angelegt.
Die lautet nämlich für 2021:
 
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)
 
Es ist höchste Zeit für Barmherzigkeit! Diesem Buchtitel von Tina Willms kann ich nur zustimmen.
 
Lasst uns Barmherzigkeit pflegen und stärken als eine gute „Vornahme“ für das neue Jahr, lasst sie mit Gottes Segen unser Leitstern für 2021 sein.
 
Vor wenigen Tagen, am Mittwoch, haben wir Epiphanias oder „Heilige drei Könige“ gefeiert und eigentlich wäre es zum Beispiel in Mengershausen und Lemshausen ein Anlass zum Segnen gewesen. Diesen Brauch der Katholischen Kirche pflegt man dort seit vielen Jahren und jede/r kann sich auf einer Liste eintragen, dass sein Haus dabei von den Konfirmand*innen und Diakon Volker Wagner besucht und gesegnet wird.
In diesem Jahr hat dies leider wegen Corona nicht stattfinden können…..Schade!
Aber so bin ich auf die Idee gekommen, Euch heute im Anhang einen Segen für Euer Haus zu schicken.
2 Ausführungen, je nach Geschmack. Wählt selbst, was für Euch die richtige sein kann.
 
Wenn Ihr mögt, so zündet an Eurer Tür eine Kerze an und sprecht diesen Segen über oder in Eurem Haus aus.
Ihr könnt auch mit der Kerze durchs Haus gehen, in jeden Raum, oder ein paar gute Kräuter aus Eurem Garten verräuchern, wenn Ihr den Segen sprecht.
 
Vielleicht finden wir für die Zukunft auch noch andere Formen, den Segen Gottes erlebbar und auch für uns sichtbar zu machen und dann am Ort des Segens jeden Tag vorbei zu kommen und sich zu erinnern. Das stärkt und richtet den Sinn auf das, was uns gut tut.
 
So könnt Ihr Euch aber auch den anhängenden Segen ausdrucken und ihm einen Platz in Eurem Haus geben,
oder ihn selber in irgendeiner Weise gestalten. Kreativität ist ohne Grenzen.
 
Gott segne Euch und dieses neue Jahr 2021!
 
Eure/ Ihre Petra Presting
Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,

ich hoffe, dass Sie und ihr alle gut ins neue Jahr gekommen seid – vielleicht ruhiger als sonst, vielleicht aber auch gerade deshalb entspannter.

Mit meiner Predigt vom Altjahresabend wünsche ich Ihnen und euch ein frohes neues Jahr!

Herzliche Grüße

Kira Eiben


Was wäre, wenn wir Silvester um Mitternacht aufwachen und es ist nicht 2021?

Dieses Gedankenspiel verfolgt ein Buch, das ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Oona Out of Order heißt es – Oona Aus der Reihe. Aus der Reihe tanzt gar nicht Oona – die Hauptfigur, sondern ihre Lebensjahre. Sie hat am 1. Januar Geburtstag. Mit ihren Freunden feiert sie am Silvesterabend 1982 in ihren 19. Geburtstag hinein. Doch anstelle, dass für sie um Mitternacht das Jahr 1983 beginnt, wacht sie im Körper einer 51-Jährigen auf. Es ist nicht irgendein Körper, sondern ihr eigener, es ist nur nicht 1983, sondern 2015. Oona lebt ihr erwachsenes Leben nicht mehr der Reihe nach. Jeden Silvesterabend um Mitternacht wird sie in ein neues Jahr ihres Lebens katapultiert – welches das ist, weiß sie nicht.

Wie wäre das, wenn alle ihr Leben der Reihe nach leben und nur man selbst lebt mal in den 80ern, mal den 90ern, mal im 21. Jahrhundert. Was wäre, wenn man nicht weiß, was im vergangenen Jahr passiert ist, weil man selbst es noch nicht gelebt hat? Wie wäre das, wenn man nicht weiß, mit welchem der Lieben man das nächste Jahr verbringen wird? Wenn man nicht weiß, wer fehlt, weil er noch gar nicht geboren ist oder schon verstorben? Was macht das mit dem Leben? Und was, wenn man Schönes erlebt, aber schon um die Zukunft weiß, in der das Schöne enden wird? Lässt man sich dann überhaupt darauf ein? Was macht die Unsicherheit, welches Jahr morgen sein wird mit Einem?

Am Ende eines Jahres schauen viele von uns noch einmal zurück auf das, was war. Was ist gut gelaufen? Was schlecht? Wofür bin ich besonders dankbar? Und viele schauen nach vorn. Wie wird nächstes Jahr werden? Welche Vorsätze nehme ich mir? Ein bisschen ist die Frage nach Vorsätzen die danach, wer ich sein möchte im nächsten Jahr. Sportlerin? Leseratte? Nichtraucher? Wir schmieden Pläne für das kommende Jahr und wissen doch – spätestens seit diesem Jahr – wie das mit Plänen so ist…

Ganz so unberechenbar wie bei Oona wird es bei uns wohl nicht. Ich zumindest gehe nicht davon aus, dass ich um Mitternacht in meinem 51-jährigen Körper im Jahre 2045 aufwache, aber einiges habe ich doch mit der Hauptfigur des Buches gemeinsam. Oona weiß häufig schon um die schlimmen Dinge, die in ihrem Leben geschehen werden, wo ich nur eine Ahnung habe. Die Ahnung, dass alles Gute wohl nicht ewig sein wird, dass man nicht in jedem Jahr alle Lieben um sich haben wird, aber auch dass alles Schlimme nicht ewig sein wird. Und – nicht erst seit diesem Jahr – das Wissen, dass Vieles nicht in meiner Hand liegt.

 

„Meine Zeit steht in deinen Händen.

Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.“ 

heißt es in einem Lied. Diese Gewissheit schenkt mir Ruhe, ja Gelassenheit für die Zukunft. Was auch wird, meine Zeit steht in deinen Händen. All die Ungewissheit der Zukunft lege ich in Gottes Hand. Ich kann Ihnen und euch nicht sagen, was das nächste Jahr bringt – anders als Oona hatte ich da noch keine Einblicke – aber ich vertraue fest darauf: Auch im nächsten Jahr wird Gott dabei sein.

Das Lied hat für mich auch mit der eigenen Endlichkeit zu tun. „Meine Zeit steht in deinen Händen“… Wir wissen nicht, wann es mit uns zu Ende geht, auch nicht, wann das Schöne und wann das Schwierige endlich vorbei sein wird. Und eines können wir von Oona lernen, denke ich, nämlich, dass man sich vor dem Schönen nicht verschließen sollte, weil es enden könnte, sondern es genau deswegen zu genießen. Das ist mein Vorsatz für’s neue Jahr, denn Vorsätze haben ja bekanntlich etwas damit zu tun, wer wir sein wollen. Und wenn ich’s mir aussuchen kann klingt Lebensgenießerin gar nicht so schlecht – trotz allem und in allem. Amen.

Licht aus Bethlehem

Licht von Bethlehem, Friedenslicht, wie weit du gereist bist. Von Israel in die Welt bis zu uns.

Durch wie viele Hände es wohl gegangen ist. Wie viele Leben es berührt hat – direkt oder nur am Rande. Wie viele Menschen, es am Brennen gehalten haben.

Das Friedenslicht will die Welt hell machen. Unsere Welt will es erhellen, diese Welt, die auch viel Dunkles kennt – gerade in diesem Jahr.

Von Weihnachten erzählt das Licht uns. Es ist ein kleiner Abglanz des Sterns über dem Stall, ein noch kleinerer Abglanz der Hoffnung, die damals aus dem kleinen Kind schien. 

Licht von Bethlehem, Hoffnungslicht, wie weit du gereist bist. Durch wie viele Jahrzehnte und Jahrhunderte.

Durch wie viele Münder die Weihnachtsgeschichte erzählt wurde. Wie viele Leben sie berührt hat. Wie viele Menschen sie weitererzählt haben, angefangen bei den Hirten, immer und immer wieder, Jahr um Jahr. Menschen, die nicht schweigen konnten, von dem, was sie erfahren haben.

Von Weihnachten erzählt das Licht uns und die Christinnen und Christen, die vor uns waren, erzählen uns auch davon. Sie erzählen nicht nur vom Kind in der Krippe, sondern sie bezeugen wie das Licht die Jahrhunderte überstanden hat. Wie es gerade in den dunkelsten Momenten, die Welt erhellen wollte.

Dieses Jahr ist für viele hart: gesundheitlich, finanziell, psychisch. Die Unsicherheit macht etwas mit uns, einander nicht zu sehen auch. Für Menschen in meinem Alter hier in Deutschland ist dieses Jahr – zumindest kollektiv – das härteste, was je passiert ist. Persönlich mag das anders aussehen – da passiert auch viel Gutes: geschlossene Ehen, Neugeborene, die langersehnte Beförderung. Aber so kollektiv eingeschränkt zu sein, all das Gute, was passiert, nicht mit all unseren Lieben teilen zu können, das ist neu für uns, die wir nach der Wende geboren sind. Aber ich sehe auch euch! Ihr, die ihr in den Kriegsjahren groß geworden seid, eure Kinder in der Nachkriegszeit großgezogen habt. Ihr die ihr im Kalten Krieg aufgewachsen seid, die wegen Tschernobyl nicht auf den Spielplatz durftet. Ihr, die ihr eure Verwandten und Freunde nur eingeschränkt sehen konntet, weil sie auf der anderen Seite einer Mauer wohnten. Ich sehe euch! Und wisst ihr, was ihr für mich seid? Ein Licht in diesem Jahr. Ein Licht, das von der Widerstandsfähigkeit des Menschen erzählt, ein Licht, das von einer Hoffnung erzählt, dass es besser werden wird, dass wir schon Schlimmeres überstanden haben. Und ihr werdet eure ganz eigenen Geschichten haben. Vielleicht davon, wie Weihnachten ein Hoffnungsschimmer war, aber ganz sicher davon, was euch Hoffnung gegeben hat, wenn es hart war. Wenn ihr die weitererzählt, ist das ein großes Geschenk – nicht nur für meine Generation. Erzählt euch eure Hoffnungsgeschichten.

Vielleicht ist eine davon sogar diese, dass in einem besetzten Land im Nahen Osten ein Kind geboren wurde, eines, das Frieden bringt und das zum Hoffnungslicht für viele wurde. Das ist zumindest meine Hoffnungsgeschichte, die wie Gott auf die Welt kam, wie er Mensch wurde. Wie viele Münder diese Geschichte erzählt haben. Wie vielen Menschen sie wohl Hoffnung gebracht hat durch die Jahrhunderte.

Licht von Bethlehem, Friedenslicht, wie weit du gereist bist.

Und jetzt bist du hier.

Ein Stern weist den Weg zum 3.Advent

Quelle: Petra Presting
Stern aus der Sternensprechstunde in Sieboldshausen
Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,


 
lange ist es her, dass ich Euch ganz zu Anfang des ersten Coronalockdowns den Abschnitt aus dem Gedicht von Hebbel als Trostwort in einer der ersten Mails zum Sonntag geschickt hatte. Wisst Ihr noch?


 
Es hat sich so ergeben, dass diese Verse mich nun durch die ganze Zeit immer wieder begleitet haben und immer wieder passten.


Und seitdem man etwas besser weiß, was das Coronavirus in unserem Körper auslöst, nämlich das es vor allem auch Gefäße schädigt, gewinnen für mich die Worte von Hebbel noch mehr Bedeutung: „….und die Fäden, die zerrissen, knüpft er alle wieder an“.


 
Auf dem Adventsweg in Sieboldshausen bin ich nun auf die Idee gekommen, Hebbels Worte im Rahmen der Sternensprechstunde auf eine große Platte zu malen. So stehen sie als Segen vor unserem Haus für jeden und jede, die vorbeikommt.

 
Durch meine Schwester, die mir einen Gedichtadventskalender geschenkt hat, habe ich nun zum 4.12., dem Barbaratag, noch ein neues Gedicht gefunden, dass uns in diesen Tagen Mut machen kann und dass ich Euch gerne mit auf den Weg geben will, gerade jetzt, wo unsere Planung für Weihnachten so unberechenbar geworden ist.

Aber nur unsere Planung, denn Weihnachten ist nicht aufzuhalten! Gott sei Dank!


 
Diesmal stammen die Worte von Hermann Hesse:


 
Ich sehn mich so nach einem Land

der Ruhe und Geborgenheit.

Ich glaub; ich habs einmal gekannt,

als ich den Sternenhimmel weit

und klar vor meinen Augen sah,

unendlich großes Weltenall.

Und etwas dann mit mir geschah:

Ich ahnte, spürte auf einmal,

dass alles: Sterne, Berg und Tal,

ob ferne Länder, fremdes Volk,

sei es der Mond, sei´s Sonnenstrahl,

dass Regen, Schnee und jede Wolk,

dass all das in mir drin ich find,

verkleinert, einmalig und schön.

Ich muss gar nicht zu jedem hin,

ich spür das Schwingen, spür die Tön´

ein´s jeden Dinges, nah und fern,

wenn ich mich öffne und werd´ still

in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,

der all dies schuf und halten will.

Ich glaube, das war der Moment,

den sicher jeder von Euch kennt,

in dem der Mensch zur Lieb`bereit:

ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!


 
 
Einen erwartungsvollen 3.Advent Euch
 
und ein ganz getrostes Gefühl, 

dass Gott trotz und in all dem sich niemals davon abhalten lässt, uns nahe zu sein, 

auf tausenderlei Art und Weise…..

 
Sein Segen begleite und behüte Euch,

                                               Amen

 
Eure/Ihre Petra Presting
Die Lesung für den 2.Advent steht im Neuen Testament im Jakobusbrief im 5.Kapitel:
 

7 So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. 
Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 
8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

 

Stärkt Eure Herzen….

Eine wunderbare Empfehlung heute aus dem Jakobusbrief, 
seid geduldig!
Denn das Kommen des Herrn ist nahe!
So wollen wir in allem, was uns gerade bewegt, auch beunruhigen mag, jetzt weiter gehn auf unserem Adventsweg, und vielleicht haben wir schon das eine oder andere Stärkende gefunden, heute Morgen vielleicht in unserem Stiefel, zum Nikolaustag, 
oder weil wir uns freuen, wenigstens zu Weihnachten auf Besuch aus der Familie, 
oder beim Telefonieren mit einem wichtigen Menschen.
Wir sehen uns, vielleicht nur im Vorbeigehen, aber immerhin, und wir haben gelernt auch hinter der Maske das Lächeln in den Augen zu lesen.
Wir stellen Lichter in unsere Vorgärten oder sehen den ein oder anderen Stern, den jemand in sein Fenster gehängt hat, der uns sagen soll: da ist ein Licht! Gott ist nahe!
Und vielleicht ist genau das, was uns heute stärken kann, auch der Predigttext aus dem Buch Jesaja, Kapitel 35:
 

3 Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 
4 Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« 
5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 
6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 
7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 
8 Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, der der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 
9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
 

Jesaja reiht sich ein in die Verheißungen und die Trostworte des heutigen Sonntags. 
Der 2.Advent lebt von der Sehnsucht, dass Gott doch endlich die Welt grundlegend verändern möge, 
alle Unzulänglichkeit des Menschen heilt 
und das, was wir nicht aus eigener Kraft zustande bringen,
oder weil wir zu ich-bezogen, zu unachtsam, zu kriegerisch, zu rach- und selbstsüchtig , zu ungerecht hier unterwegs sind.
Gott möge uns heilen.
Er wird heilen, er wird helfen, Jesaja stellt es in Aussicht.
Die körperlichen Gebrechen wie Blindheit, Taubheit, wie Lahme und Stumme, 
aber auch die Gebrechen der Umwelt, die Wunden der Zerstörung wird er heilen, verheißt Jesaja.
„Aus der Wüste werden Wasser hervorbrechen und aus der Trockenheit Quellen“, 
wie nahe kommen auch uns diese Worte nach den vergangenen Sommern.
Es wird einen Weg geben,
einen heiligen Weg, auf dem nichts sein wird, was gefährlich werden kann, nichts mehr, was irritiert, niemand mehr, der Gottes Schöpfung mit Füßen tritt.
 

Ich sehne mich nach einem solchen Weg, und gleichzeitig spricht Jesaja, dass nur die Erlösten darauf gehen können. 
Sie werden wiederkommen, Freude wird sie erfüllen, Jauchzen, Wonne. ………..Schmerz und Seufzen sind vorbei.
Ich spüre bei diesen Worten, meine Sehnsucht wird noch kein Ende haben, denn das, wovon Jesaja hier spricht, ist ja noch gar nicht soweit.
Geduld, Warten, wie oft schon und wie lange noch?
 

Wie kommt es, dass ich so hin- und hergerissen bin von diesen Worten?
Dass ich bei all den Bildern, die ich sehe von dieser Welt, bei all den leidvollen Geschichten, die ich höre, nicht resigniere, 
dass andere, die dieses Leid am eigenen Leib zu spüren kriegen, nicht resignieren. 
Manche schon, aber viele doch auch nicht und was hilft es auch?
Wie kommt es, dass ich so sehr in mir spüre, dass es, auch wenn es noch nicht so weit ist, aber doch soweit kommen wird, dass Gott es so machen wird, weil es sein Plan ist
Und weil ein Mann vor urlanger Zeit es vorhergesagt hat, Jesaja: Dass Gott die Welt heil machen wird. Wie auch immer.
Und so bin ich hier unterwegs in diesem Hin- und Hergerissen sein.
Ich brauche Stärke für meine Hände, 
Festigkeit für meine wankenden Knie, 
Mut für mein manchmal verzagtes Herz.
Aber ich werde all das bekommen.
Ich kann es nicht erklären, warum ich diese Hoffnung habe, dennoch und irgendwie gerade in diesem Jahr besonders.
Ich kann nichts erklären und schon gar nichts beweisen.

Gott bestimmt Zeit und Stunde.
Er kennt den Weg.
Tief in mir weiß ich, dass ich mich darauf verlassen kann. 
Advent…..Gott kommt zu uns.

Ich glaube, Jesaja spricht zu uns, aber vor allem zu unserer Seele und die kennt den Plan.
Und vielleicht geht es mir deshalb so wie es Hanns Dieter Hüsch beschreibt in seinem Psalm:
 

Psalm
 

Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. 
 Gott nahm in seine Hände meine Zeit.
 Mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, 
 mein Triumphieren und Verzagen,
 Das Elend und die Zärtlichkeit.
 
 Was macht, dass ich so fröhlich bin 
 in meinem kleinen Reich.
 Ich sing und tanze her und hin 
 vom Kindbett bis zur Leich.
 
 Was macht, dass ich so furchtlos bin 
 an vielen dunklen Tagen.
 Es kommt ein Geist in meinen Sinn, 
 will mich durchs Leben tragen.
 
 Was macht, dass ich so unbeschwert, 
 und mich kein Trübsal hält,
 weil mich mein Gott das Lachen lehrt, 
 wohl über alle Welt.
 
Hanns Dieter Hüsch
 
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht…

einen schönen, frohen Advent,           

wünscht Ihre/Eure Petra Presting

Die Mail zum Sonntag den 1. Advent

Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,

heute kommt als Anhang ein Bild.

Es zeigt die Eingangstür des Gemeindehauses in Mengershausen, von Nathalie Klenke als Küsterin mit Lichtern geschmückt.

Für uns steht gerade in diesem besonderen Jahr vor allem, neben allem, hinter allem und bei uns allen das „Licht von Bethlehem“ im Zentrum.

Heiligabend wird es in den Kirchengemeinden an verschiedenen Orten abgeholt und verteilt werden können.

Das ist unser Plan.

Vielleicht steht dieses Licht so sehr wie nie zuvor in den vergangenen Jahrzehnten im Zentrum, mitten unter uns, wo es hingehört.

Ich habe mich immer wieder mein Leben lang auf die Adventszeit gefreut, auch in den 32 Jahren als Pastorin, die doch terminlich gerade in dieser Zeit sehr in Anspruch genommen war.

Immer wieder habe ich aber auch erlebt, wie Menschen unter der Adventszeit gelitten haben, geächzt und gestöhnt.

Über die Hektik, die vielen Termine und Veranstaltungen,

auch die vielen Erwartungen in der Familie, im Freundeskreis, im Ort, bei der Arbeit

…. und nicht zuletzt in sich selbst,

denen sie ausgesetzt waren…..

Und dann der 1.Advent, in voller Beleuchtung (ja, sogar schon des Weihnachtsbaumes), manchmal nahezu eine Schockveranstaltung für alle die, die ihn doch als Beginn eines Weges, als Fastenzeit, als stille Vorbereitung auf das Kommen unseres Herrn erkannt haben und feiern wollen.

Aber schon Tage vorher strahlen alle Lichterketten um die Wette und „Stille Nacht“ oder „oh Du Fröhliche“ sind in Dauerschleife vom ersten Tag an zu hören.

Ich empfand das zunehmend als „Überdosierung“ und habe meine allergischen Reaktionen nur verborgen gehalten, weil ich dachte, ich kann sowieso nichts ändern, ohne als Spaßverderberin und Moralapostel (typisch Kirche) da zu stehen.

Aber warum eigentlich?

Das frage ich mich in diesem Jahr noch einmal ganz neu,

denn ich habe die Hoffnung, das Gefühl, die Ahnung, wir könnten es doch anders machen,

passender, würdiger, entsprechender und damit ja, auch heiliger.

Bei aller Gefahr und allen Nachteilen ist es gerade mal wieder dieses Coronavirus, was uns zur Ruhe zwingt.

Ja, ich weiß, ungeliebt bei vielen und auch erlitten und dennoch……

Viele Alte, mit denen ich in der letzten Zeit gesprochen habe, sind der Meinung:

Wir können es nun mal nicht ändern und wir machen das Beste draus, wir schaffen das!


Und so möchte ich Euch zum 1.Advent sagen:

Es gibt allen Grund, dass Gottes Kommen ermutigt,

hilft und möglich macht,

das Beste aus alle dem zu machen,

allein, aber unbedingt auch miteinander.

So lasst uns den ADVENT feiern,

stiller als sonst, besinnlicher als sonst….endlich!!

Lasst uns aneinander denken und genau hinschauen, wie es langsam heller wird um uns und in uns.


Wie es Jesaja ankündigt. Und in seinen Worten steckt so viel Ermutigung, Trost und Wahrheit, wie wir nur brauchen können, auch jetzt:


Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt

und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Und siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir!


Amen, ja, so ist es!

Liebe Grüße zum 1.Advent 2020 von Ihrer/ Eurer Petra Presting

Volkstrauertag 15.11.2020

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi (2 Kor 5,10).

Das ist der Leitvers für den vorletzten Sonntag nach Trinitatis, an dem wir in jedem Jahr Volkstrauertag feiern. 
Auch in diesem Jahr haben wir uns zwischen Ortsvorstehern und Pfarramt abgesprochen und beschlossen, der VTT wird begangen, trotz Corona, nur eben mit weniger Leuten, immer unter freiem Himmel, mit Abstand und Maske, und kurz soll es sein.
Ich bin bei aller Vorsicht froh darüber, denn dieser Tag hat auch in diesem Jahr 2020 über seinen Gedenkencharakter hinaus, eine brisante Bedeutung.

Er ist einmal mehr ein Tag der Erinnerung und Mahnung! 

Ein Tag, sich seiner Verantwortung klar zu werden.

Hier und anderswo teilen wir Gedanken an die beiden Weltkriege, aber auch an Kriege und Kämpfe, die immer noch geführt werden. 
Wir teilen Gedanken an all das Leid, dass mit jedem Krieg verbunden ist, ganz aktuell.
Dieser Tag ist ein Tag, sich umso mehr Gottes bleibender Gegenwart zu vergewissern, die uns Mut macht, nicht zu verdrängen oder zu verharmlosen. 
Die uns hilft, durch sein klares Wort, durch seine Weisungen und durch seinen Frieden. Gerade da, wo die einen offensichtlich keinen Frieden finden und die anderen keinen finden wollen. Denn das, so wird uns auch in der Gegenwart vor Augen geführt, gibt es tatsächlich. Und sie sind ganz offen in ihrer Kriegstreiberei.
Jeder und jedem von uns werden dazu Gesichter und Namen einfallen, und immer noch sind es viel zu viele davon.
Wann ist endlich Schluss?
Wird es jemals eine Welt geben, die anders ist, friedvoller?
Ich denke an die Geschichte von Noah und seiner Arche, uralt, aber sie hat immer noch mit uns zu tun:

Während Gott das ganze Land durch eine große Flut überschwemmt, weil er über die Menschen so zornig ist, im Anblick dessen, was sie alle einander und der Welt antun, ist Noah der einzige, der vor seinen Augen für seine Treue Gnade findet. Darum soll er nach Gottes Anweisungen eine Arche bauen, damit er darin zusammen mit seiner Familie und mit allen Tieren – von jeder Gattung ein Paar – Rettung findet.
Am Ende, nach der Sintflut, steigt Noah tatsächlich trockenen Fußes aus der Arche – gerettet. Und mit ihm ist die Welt gerettet. Auch sie taucht wieder auf. Und Gott gibt ihr seine Garantie: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Frost und Hitze, Saat und Ernte, Sommer und Winter, Tag und Nacht“. Und als Zeichen seines Versprechens, setzt er einen Regenbogen an den Himmel.
Die Welt bleibt nicht dem Untergang geweiht – Gott sei Dank!
Gott hat uns diese Zusage gemacht
Auch wenn man sich das manchmal fragen mag, ob diese Garantie noch Bestand hat.
Doch ich glaube an sie und vertraue darauf, auf Gottes unerschütterliches „ja“ zum Leben.
Nur uns Menschen traue ich nicht, ist das nicht schrecklich? Ich selbst als Mensch?
Darum müssen solche Gedenktage bleiben, haben wir sie nach wie vor nötig.
Das Gedenken mahnt zur bleibenden Verantwortung. Friede und Demokratie zu bewahren ist und bleibt eine Aufgabe.
Ein Virus, vor dem wir uns im Augenblick am besten durch Abschottung schützen können, macht die Sache nicht einfacher.
Despoten, die auf Gefühlen und Grundrechten von Menschen herumtrampeln, als wären es Fußmatten, erschweren ihrerseits das Bemühen.
Die Sintflut mag ur-lange her sein. Aber die Geschichte von Noah behält ihre Bedeutung.
Wie oft seit damals mag es Gott erneut leidgetan haben, dass er uns gemacht hat. Trotzdem hält er noch und immer wieder an uns fest. Solange die Erde steht, er hat es gesagt!
So soll uns das nicht in trügerischer Sicherheit wiegen, denn die Erde, Menschen, Tiere, Pflanzen sind nicht unsterblich.
Es gilt unverblühmt hinzuschauen auf das, was ist.
Andererseits auf die Erfahrung und das Vertrauen, dass Gott diese Welt nicht verloren gibt. Um der Menschen willen!

Um der Menschen willen, die doch Gutes tun und bereit sind, sich für das Überleben von Mensch und Tier auch an die Arbeit zu machen.

Menschen, die mit Verstand und Herz statt Hetze auf die Straßen gehen.

Menschen, die Geflüchteten helfen und Leben retten, wo sie nur können. Menschen, die um die Wahrheit ringen, um differenziertes Denken, auch wenn´s zuweilen anstrengend ist.

Menschen, die die Welt in allen Farben des Regenbogens zum Strahlen bringen, statt in schwarz-weiß-Malerei Unheil zu zeichnen.

Menschen wie Noah.
Denn mit ihnen lassen sich Archen bauen!
Getragen von Gottvertrauen!
Friede ist und bleibt unsere Aufgabe.
Wir lassen nicht zu, dass darauf herumgetrampelt wird!
Dafür hat uns Gott das Leben nicht geschenkt.

Wir leben und jeder andere soll auch leben!

Ich möchte beten:
Gott, lass unsere Welt auch jetzt nicht aus deinen Händen fallen, 
lass sie nicht untergehen,
schenke ihr Frieden, Heilung und Segen, 
damit wir lernen an dem, was uns geschieht, 
damit wir lernen mit Toleranz, mit Gnade,
mit Annahme und Mitmenschlichkeit 

endlich alle miteinander in Deinem Sinn zu leben 

Vaterunser

Amen.



Petra Presting

Mail zum Sonntag den 18.10.2020

Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,
der Predigttext für diesen Sonntag ist ein ganz schöner Hammer. Paulus erzählt den Menschen der Gemeinde in Ephesos wie ihr neues Leben als Christ*innen auszusehen hat und welche Regeln jetzt für sie gelten. Der Anspruch, den er da aufstellt, ist einer, dem ich selbst fast täglich nicht gerecht werde, so sehr ich mich auch bemühen mag. Ich möchte den Text gemeinsam mit Ihnen/Euch erkunden und schauen, was er uns doch an Positivem für unser Leben mitgeben kann.Seien Sie/Seid gesegnet an diesem Herbstwochenende!Ihre/Eure Vikarin Kira Eiben



Predigttext Epheserbrief 4,22-32
Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.


Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören.


Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.

Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Predigt Und täglich grüßt das Murmeltier…jeden Morgen gehe ich zum Kleiderschrank und frage mich: Was ziehe ich heute an? Ratlos blicke ich in die Fächer. Ziehe ich den dunkelblauen Kapuzenpulli an? Nee, das passt nicht zur schwarzen Hose. Oder doch lieber ein helles T-Shirt? Obwohl was sagen eigentlich die Temperaturen draußen? Ich blicke aus dem Fenster und sehe graues, trübes Wetter. Also greife ich lieber zum bordeauxfarbenen Lieblingspulli. Er ist kuschlig warm und in ihm fühle ich mich einfach wohl. So starte ich in den Tag.
Ein solches Lieblingskleidungsstück, in dem man sich so richtig wohlfühlt, haben Sie bestimmt auch. Es schmiegt sich an wie eine zweite Haut. Die Kleidung drückt etwas aus: Unterschiede oder Umstände zum Beispiel. So individuell jeder und jede ist, so individuell ist auch die Kleidung. Sie gehört zur Persönlichkeit. Und an manchen Tagen fühlt sich die Frage „Was ziehe ich an?“ so an als würde man fragen „Wer will ich heute sein?“ Kapuzenpulli oder Kleid? Hohe Schuhe oder Wanderstiefel? Und manchmal hilft auch gewisse Phasen und Gefühle im Leben auszudrücken: schwarze Kleidung kann Trauer nach außen tragen und die meisten Bräute erkenne ich doch am weißen Kleid. Trikots oder Uniformen drücken Gemeinsamkeiten und Zugehörigkeit aus. Ebenso der Partnerlook. Trotz aller Unterschiedlichkeiten in der Person und Kleidung, gibt es doch Gemeinsamkeiten.Wir alle tragen den neuen Menschen, wie es im Predigttext heißt. Durch die Taufe haben wir dasselbe angezogen: das Taufkleid. Es verbindet uns miteinander. Und es verändert innerlich. Ich fühle mich in meiner Haut wohl, von Gott geliebt und angenommen. Ich fühle mich freier. Aber vorher muss der alte Mensch, das alte Kleid abgelegt werden. Also von nun an keine Lügen und bösen Worte mehr, keine schlechten Gedanken und nicht zornig sein. Keine Lästerungen mehr, sondern freundlich und herzlich sein – 24/7 an 365 Tagen. So sieht es zumindest der Predigttext. Wenn das mal immer so leicht wäre… Diese gut gemeinten Ratschläge im Text können mir zur Last werden. Utopisch! Ich brauche mich nur umzusehen: die ganzen Hasskommentare im Internet, der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt und untereinander oder auch die fehlende Hilfe auf Lesbos zeigen mir, dass der „alte“ Mensch regiert. Und was passiert denn, wenn ich mich nicht immer daran halte? Wenn ich Paulus Ansprüchen für den neuen Menschen nicht genüge? Eine Kollegin fragt mich, wie es mir geht. Ich sage gut, obwohl es nicht stimmt. Da ist sie, die Lüge. Sie ist schon ausgesprochen bevor ich merke, dass es eine Lüge ist. Ich kann meinen „alten Menschen“ nicht einfach im Altkleidercontainer entsorgen, wie kaputte Kleidung. Er bleibt da. Er bleibt in Erinnerung. Er gehört zu mir. Wie praktisch wäre das den alten Menschen einfach so, wie ein Kleidungsstück ablegen zu können? Ich stopfe Lügen und „faules Geschwätz“ wie Paulus es nennt in die Klappe des Containers und fahre den Bügel hoch. Klappe zu, Sünde tot! Aber so ist es nicht. Das Leben als Christ*in ist quasi ein Doppelleben. Durch die Taufe sind wir nicht plötzlich zu perfekten Menschen geworden. Aber wir haben die Möglichkeit zu dem zu werden, was wir bereits für Gott sind: der neue Mensch. Das neue Kleid haben wir bereits an. Es passt noch nicht immer wie angegossen. Aber Tag für Tag, ein Leben lang, kann ich versuchen dort hineinzuwachsen. Dem neuen Menschen entsprechend zu leben heißt: als Christin oder Christ in der Welt nach Gerechtigkeit zu streben und füreinander in der Gemeinschaft da zu sein, achtsam mit Worten umgehen und andere aufbauen. Und wir können einander vergeben. Im Text heißt es: Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebt einander, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Gott hat mir das neue Kleid gegeben. Es gibt mir die Möglichkeit mich zu verändern. Vor allem kann ich es, weil Gott bereits etwas geändert hat. Mir ist durch Jesus Christus bereits vergeben worden. Gott sagt: Ich vergebe dir. Auch wenn du mal engstirnig und stur bist. Auch wenn du mal unachtsam mit Worten andere verletzt. Auch wenn du sauer auf dich selbst oder andere bist. Ich vergebe dir! Du gehörst zu meiner Gemeinschaft. Ich finde das entlastend und befreiend. Einander vergeben gehört zum neuen Menschen dazu. Es gehört zum Christ sein in dieser Gemeinschaft, eben weil wir nicht perfekt sind. Aber auch hier ist es leichter gesagt als getan. Wenn der andere mich mit Worten verletzt, dann gibt es keine äußerlich sichtbare Verletzung, aber eine innere, die ganz genauso da ist. Wut und Zorn machen sich in mir breit. Verletzungen können so tief sitzen, dass sie nur schwer losgelassen werden. Das ist belastend. In dem Moment ist an Vergebung nicht zu denken, weil ich um mich selbst kreise. Da ist kein Platz für die andere Person. Dann gewinnt der alte Mensch wieder überhand. Vergebung heißt loslassen und den alten Menschen abzulegen. Wer vergibt, nimmt dem, was geschehen ist, die Macht. In solchen Situationen kann ein Perspektivwechsel hilfreich sein. Mir ist vergeben. Was in Jerusalem am Karfreitag geschehen ist, ist für mich geschehen. Wenn ich glaube, dass Gott mir bereits vergeben hat, dann kann ich daraus die Kraft gewinnen anderen zu vergeben. Als neuer Mensch sind wir dazu fähig. Aus der Vergebung Gottes heraus leben heißt auch anderen die Vergebung nicht zu verweigern. Und doch ist Vergebung dadurch nicht unbedingt einfach. Wir dürfen Gott im Gebet um seine Hilfe bitten, jederzeit und überall. Auch im Vater Unser werden wir nachher Gott um seine Vergebung bitten und darum, dass wir unseren Schuldigern vergeben. Gott sagt: ich vergebe dir. Dann werden unser Herz und unsere Gedanken leichter. Vergebung ist eine bewusste Unterbrechung Negativen. Sie kann uns aus einem Teufelskreis der gegenseitigen Verletzungen werfen. Vor allem aber ist Vergebung entlastend, befreiend und heilend. Ohne Vergebung ist keine Heilung, jedenfalls keine innere Heilung, möglich. Wenn wir vergeben, dann befreien wir uns selbst und unser Gegenüber. Gott weiß, dass wir nicht perfekt sind. Aber er verliert nicht den Glauben an uns. Er ermutigt uns jeden Tag, das zu werden, was wir für ihn schon sind: der neue Mensch. Wir können die Wahrheit sagen und einander aufbauen. Genauso können wir füreinander einstehen und einander vergeben. Scheitere ich mal, dann macht es nichts. Ich habe ja bereits das neue Kleid an. Und das hat im Vergleich zu unserer normalen Kleidung eine Besonderheit: Es kann nicht kaputt gehen! Egal, wie zerfetzt es mir durch meine Fehler scheinen mag, es bleibt bestehen. Und egal wie oft ich meine Kleider wechsle, dieses eine Kleid kann ich nicht ausziehen. Es bleibt für alle Tage meines Lebens mein Taufkleid.
 Und täglich grüßt das Murmeltier…jeden Morgen gehe ich zum Kleiderschrank und frage mich: Was ziehe ich heute an? Das neue Kleid hängt zwar nicht in meinem Kleiderschrank, aber mein Lieblingskleidungsstück ist es trotzdem. Schließlich habe ich es bereits an. Und egal was ich darüber anziehe, darin bin ich Gottes Kind – ob mit Kapuzenpulli oder Kleid. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Mail zum 19. Sonntag nach Trinitatis

Predigttext Epheserbrief 4,22-32

Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. 

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören.

Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.

Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

 
Predigt

Und täglich grüßt das Murmeltier…jeden Morgen gehe ich zum Kleiderschrank und frage mich: Was ziehe ich heute an? Ratlos blicke ich in die Fächer. Ziehe ich den dunkelblauen Kapuzenpulli an? Nee, das passt nicht zur schwarzen Hose. Oder doch lieber ein helles T-Shirt? Obwohl was sagen eigentlich die Temperaturen draußen? Ich blicke aus dem Fenster und sehe graues, trübes Wetter. Also greife ich lieber zum bordeauxfarbenen Lieblingspulli. Er ist kuschlig warm und in ihm fühle ich mich einfach wohl. So starte ich in den Tag.

Ein solches Lieblingskleidungsstück, in dem man sich so richtig wohlfühlt, haben Sie bestimmt auch. Es schmiegt sich an wie eine zweite Haut. Die Kleidung drückt etwas aus: Unterschiede oder Umstände zum Beispiel. So individuell jeder und jede ist, so individuell ist auch die Kleidung. Sie gehört zur Persönlichkeit. Und an manchen Tagen fühlt sich die Frage „Was ziehe ich an?“ so an als würde man fragen „Wer will ich heute sein?“ Kapuzenpulli oder Kleid? Hohe Schuhe oder Wanderstiefel? Und manchmal hilft auch gewisse Phasen und Gefühle im Leben auszudrücken: schwarze Kleidung kann Trauer nach außen tragen und die meisten Bräute erkenne ich doch am weißen Kleid. Trikots oder Uniformen drücken Gemeinsamkeiten und Zugehörigkeit aus. Ebenso der Partnerlook. Trotz aller Unterschiedlichkeiten in der Person und Kleidung, gibt es doch Gemeinsamkeiten.

Wir alle tragen den neuen Menschen, wie es im Predigttext heißt. Durch die Taufe haben wir dasselbe angezogen: das Taufkleid. Es verbindet uns miteinander. Und es verändert innerlich. Ich fühle mich in meiner Haut wohl, von Gott geliebt und angenommen. Ich fühle mich freier. 

Aber vorher muss der alte Mensch, das alte Kleid abgelegt werden. Also von nun an keine Lügen und bösen Worte mehr, keine schlechten Gedanken und nicht zornig sein. Keine Lästerungen mehr, sondern freundlich und herzlich sein – 24/7 an 365 Tagen. So sieht es zumindest der Predigttext. Wenn das mal immer so leicht wäre… Diese gut gemeinten Ratschläge im Text können mir zur Last werden. Utopisch! Ich brauche mich nur umzusehen: die ganzen Hasskommentare im Internet, der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt und untereinander oder auch die fehlende Hilfe auf Lesbos zeigen mir, dass der „alte“ Mensch regiert.

Und was passiert denn, wenn ich mich nicht immer daran halte? Wenn ich Paulus Ansprüchen für den neuen Menschen nicht genüge? Eine Kollegin fragt mich, wie es mir geht. Ich sage gut, obwohl es nicht stimmt. Da ist sie, die Lüge. Sie ist schon ausgesprochen bevor ich merke, dass es eine Lüge ist.  
Ich kann meinen „alten Menschen“ nicht einfach im Altkleidercontainer entsorgen, wie kaputte Kleidung. Er bleibt da. Er bleibt in Erinnerung. Er gehört zu mir. Wie praktisch wäre das den alten Menschen einfach so, wie ein Kleidungsstück ablegen zu können? Ich stopfe Lügen und „faules Geschwätz“ wie Paulus es nennt in die Klappe des Containers und fahre den Bügel hoch. Klappe zu, Sünde tot!

Aber so ist es nicht. Das Leben als Christ*in ist quasi ein Doppelleben. Durch die Taufe sind wir nicht plötzlich zu perfekten Menschen geworden. Aber wir haben die Möglichkeit zu dem zu werden, was wir bereits für Gott sind: der neue Mensch.

Das neue Kleid haben wir bereits an. Es passt noch nicht immer wie angegossen. Aber Tag für Tag, ein Leben lang, kann ich versuchen dort hineinzuwachsen. Dem neuen Menschen entsprechend zu leben heißt: als Christin oder Christ in der Welt nach Gerechtigkeit zu streben und füreinander in der Gemeinschaft da zu sein, achtsam mit Worten umgehen und andere aufbauen. Und wir können einander vergeben. Im Text heißt es:
Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebt einander, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Gott hat mir das neue Kleid gegeben. Es gibt mir die Möglichkeit mich zu verändern. Vor allem kann ich es, weil Gott bereits etwas geändert hat. Mir ist durch Jesus Christus bereits vergeben worden. Gott sagt: Ich vergebe dir. Auch wenn du mal engstirnig und stur bist. Auch wenn du mal unachtsam mit Worten andere verletzt. Auch wenn du sauer auf dich selbst oder andere bist. Ich vergebe dir! Du gehörst zu meiner Gemeinschaft. Ich finde das entlastend und befreiend. Einander vergeben gehört zum neuen Menschen dazu. Es gehört zum Christsein in dieser Gemeinschaft, eben weil wir nicht perfekt sind.

Aber auch hier ist es leichter gesagt als getan. Wenn der andere mich mit Worten verletzt, dann gibt es keine äußerlich sichtbare Verletzung, aber eine innere, die ganz genauso da ist. Wut und Zorn machen sich in mir breit. Verletzungen können so tief sitzen, dass sie nur schwer losgelassen werden. Das ist belastend. In dem Moment ist an Vergebung nicht zu denken, weil ich um mich selbst kreise. Da ist kein Platz für die andere Person. Dann gewinnt der alte Mensch wieder überhand. Vergebung heißt loslassen und den alten Menschen abzulegen. Wer vergibt, nimmt dem, was geschehen ist, die Macht. 
In solchen Situationen kann ein Perspektivwechsel hilfreich sein. Mir ist vergeben. Was in Jerusalem am Karfreitag geschehen ist, ist für mich geschehen. Wenn ich glaube, dass Gott mir bereits vergeben hat, dann kann ich daraus die Kraft gewinnen anderen zu vergeben. Als neuer Mensch sind wir dazu fähig. Aus der Vergebung Gottes heraus leben heißt auch anderen die Vergebung nicht zu verweigern.
Und doch ist Vergebung dadurch nicht unbedingt einfach. Wir dürfen Gott im Gebet um seine Hilfe bitten, jederzeit und überall. Auch im Vater Unser werden wir nachher Gott um seine Vergebung bitten und darum, dass wir unseren Schuldigern vergeben.

Gott sagt: ich vergebe dir. Dann werden unser Herz und unsere Gedanken leichter. Vergebung ist eine bewusste Unterbrechung Negativen. Sie kann uns aus einem Teufelskreis der gegenseitigen Verletzungen werfen. Vor allem aber ist Vergebung entlastend, befreiend und heilend. Ohne Vergebung ist keine Heilung, jedenfalls keine innere Heilung, möglich. Wenn wir vergeben, dann befreien wir uns selbst und unser Gegenüber.
 
Gott weiß, dass wir nicht perfekt sind. Aber er verliert nicht den Glauben an uns. Er ermutigt uns jeden Tag, das zu werden, was wir für ihn schon sind: der neue Mensch. Wir können die Wahrheit sagen und einander aufbauen. Genauso können wir füreinander einstehen und einander vergeben.
Scheitere ich mal, dann macht es nichts. Ich habe ja bereits das neue Kleid an. Und das hat im Vergleich zu unserer normalen Kleidung eine Besonderheit: Es kann nicht kaputt gehen! Egal, wie zerfetzt es mir durch meine Fehler scheinen mag, es bleibt bestehen. Und egal wie oft ich meine Kleider wechsle, dieses eine Kleid kann ich nicht ausziehen. Es bleibt für alle Tage meines Lebens mein Taufkleid. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…jeden Morgen gehe ich zum Kleiderschrank und frage mich: Was ziehe ich heute an? Das neue Kleid hängt zwar nicht in meinem Kleiderschrank, aber mein Lieblingskleidungsstück ist es trotzdem. Schließlich habe ich es bereits an. Und egal was ich darüber anziehe, darin bin ich Gottes Kind – ob mit Kapuzenpulli oder Kleid. Amen.
Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,


in dieser Woche gibt es eine Predigt von mir, die sich mit dem Thema Glauben und Zweifel auseinandersetzt.
Ich finde, dass gerade Zweifel etwas ist, über das wir häufiger sprechen sollten, nicht nur in dieser Zeit.
Ich wünsche Ihnen und Euch ein gesegnetes Wochenende!


Ihre/Eure Kira Eiben




Predigt über Markus 9, 17-27



Ich zweifel‘ an mir.


Ich zweifel‘ an dir.


Ich zweifel‘ an Gott?

Beruflicher Stress, das Gefühl nicht gut genug zu sein, andauernd zu versagen. Stress in der Familie oder mit Freunden und dann auch noch Stress mit Gott? All das findet sich am Anfang unseres Predigttexts aus dem Markusevangelium:


Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist.


Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht.


Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!


Die Jünger sind gescheitert. Jesus hatte ihnen die Vollmacht gegeben, böse Geister auszutreiben und sie konnten es nicht. Kein Wunder, dass der Vater des Jungen enttäuscht ist und anfängt zu zweifeln, ob sein Sohn je geheilt würde.

Den Jüngern selbst wird es nicht viel besser gehen. Ich an ihrer Stelle würde anfangen an mir selbst zu zweifeln, ob diese Berufung das richtige ist und was genau ich hier eigentlich mache? Welchen Sinn macht es, dass Jesus mir Zuspruch gibt, wenn ich eh nur scheiter‘?

Auch Jesus ist unbegeistert: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?“ Das klingt für mich ziemlich nach: „Ich rede mir hier den Mund fusselig und ihr kriegt es immer noch nicht vor einander!“

Die Gefühle der Beteiligten sind mir nicht unbekannt: Selbstzweifel, Zweifel an den eigenen Entscheidungen, Enttäuschung durch meine Mitmenschen oder einfach mal richtig genervt sein. Dann mach ich dicht und hab einfach keine Lust mehr. Deshalb ist für mich das Überraschende an dieser Stelle, dass Jesus nicht sagt: „Lasst mich alle in Frieden. Ihr nervt!“ Jesus sagt: „Bringt den Jungen her zu mir!“ Er macht weiter das, was er für richtig hält, was seine Aufgabe ist.

Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund.


Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.

Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!


Eine schlimme Situation. Immer muss der Vater Angst haben, dass seinem Sohn etwas passiert, wenn er einmal zu lange wegsieht. Es scheint schon immer so gewesen zu sein, ein jahrelanger Leidensweg, vermutlich für die ganze Familie. Und doch ist da diese Hoffnung im Vater. Er hat sich aufgemacht, sich helfen zu lassen. Er wurde zwar von der Unfähigkeit der Jünger enttäuscht, gibt aber nicht auf. „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Die Enttäuschung schwingt noch deutlich mit, aber er versucht es trotzdem weiter. Und jetzt kommt das Besondere in unserem Predigttext.


Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein!

Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, sodass die Menge sagte: Er ist tot.

Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

Ein kurzer Satz, der das lange Hoffen zum Abschluss bringt: „alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Und doch ist da dieser Zwiespalt im Vater. Er glaubt, er will ja so gerne glauben, aber reicht das? Glaubt er genug? Ist er selbst genug? „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ drückt in fünf Worten die Erfahrung aus, die viele, wenn nicht sogar alle, von uns immer wieder machen. Ein zweifelnder Glaube, ein Glaube, der Hilfe braucht. Das ist keine ungewöhnliche Erfahrung. Was aber ungewöhnlich ist, ist Jesu Reaktion. Da kommt kein Vortrag darüber, was Glauben ist, wie Glauben funktioniert, sondern da kommt Hilfe. Er hinterfragt den verzweifelten Vater nicht, verlangt keinen Glaubensbeweis. Die Bekundung und die Bitte reichen. Ich finde das beruhigend. Ich muss nicht perfekt sein, muss nicht perfekt glauben. Was auch immer das heißt. Ich darf zweifeln und auch Unglauben in mir tragen. Ein Buch, das ich vor einigen Jahren geschenkt bekommen habe, beginnt so:

 „Das ist heute deutlich und selbstverständlich: Es gibt nichts über das wir nicht nachdenken dürften. Auch am christlichen Glauben gibt es nichts dieser Art. Wir müssen nichts schlucken, das wir nicht gekaut haben. Wollen wir den Glauben verstehen, so müssen wir ihn prüfen. Wir werden dabei bemerken, dass wir immer ein Stück weiterdenken müssen, als unsere Gedanken uns tragen wollen. Das heißt, dass es immer auf ein Denken ankommt, das von einem Vertrauen gehalten ist, wenn wir uns dem nähern wollen, was für uns wirklich wichtig ist.


Ich kann mir denken, dass Ihnen unbehaglich wird, wenn einer von ,Glauben‘ spricht, und dass Sie sagen: Ich halte mich an das, was ich weiß. Glauben sei zu unsicher. Aber was heißt denn glauben? Es heißt ja nicht, dass einer etwas Unvernünftiges für vernünftig hält, weil er seinen Verstand nicht gebrauchen will. Es heißt nicht, dass er etwas Ungenaues hinnimmt, weil er nicht genau denken will. Es heißt vielmehr, dass er weiterdenkt, wenn andere zu denken aufgehört haben. […]

Wer glaubt kann vertrauen, auch wo er nichts sieht. Er ist seiner Sache gewiss, auch wenn er keine Beweise hat. Er sieht offenen Auges in eine wirre Welt und weiß dabei, dass er geführt wird. Er vertraut darauf, dass ihm sein Leben gelingt, auch wenn er das nicht erzwingen kann. Der Glaube ist nicht der Traum, der ihm das Leben leichter macht, sondern die Grundlage für ein Leben, das diesen Namen verdient.“[1]

Glauben heißt dann vertrauen, sich nicht sicher sein und es trotzdem wagen. Es trotz der Zweifel zu versuchen, die Hoffnung nicht aufzugeben und zu bitten: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Hilf unserem Unglauben.

Wir leben in einer Welt, in der die Zweifel an unseren Mitmenschen schon allein dadurch wachsen, dass wir die Nachrichten lesen. Wir hören von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, von Menschen, die ihre Heimat verlieren und fliehen und davon wie Menschen rücksichtslos mit der Gesundheit ihrer Mitmenschen umgehen... Da kann man schon mal den Glauben in die Mitmenschheit verlieren. Angesichts der Nachrichten, die da tagtäglich auf einen einprasseln, ist es für mich ist gut zu wissen, dass ich zweifeln darf ohne verzweifeln zu müssen, dass zweifeln nicht aufgeben heißt und dass ich bitten kann: „Erbarme dich unser und hilf uns!“ Und das Schöne am Zweifeln ist, dass Zweifeln nicht das Gleiche ist wie Nicht-Glauben. Ich kann zweifeln und gleichzeitig fest glauben, dass Gott bei uns ist, wenn wir leiden, wenn wir an der Welt und allem um uns verzweifeln wollen. Und daraus kann ich meine Kraft schöpfen, weiterzumachen, wie der Vater in unserer Geschichte. Dann habe ich die Energie die Welt um mich jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen und dafür danke ich Gott.

[1] Jörg Zink: Wer glaubt, kann vertrauen. Eine Einführung in den christlichen Glauben, Gütersloh 2006.
Predigt zu 2.Kor.9,6-15
 
Erntedank feiern wir heute, weil wir Gott danken wollen für unsere Ernte, einmal im Jahr ganz besonders für die Speise, von der wir leben. 
Und so wie es der Apostel Paulus im 2.Kor.Brief beschreibt, wollen wir es dann auch halten. 
Wir haben Überfluss bekommen und wir geben anderen von dem ab, was wir selber empfangen haben.
Dieses Jahr war es allerdings anders als sonst. 
Wir konnten nicht sammeln wegen Corona und waren darauf angewiesen, dass die Gaben gebracht wurden.
Danke Euch allen dafür!
Nun können wir trotzdem Gottesdienst feiern und Montag, da wird alles wieder abgeholt von den Mitarbeitern der Göttinger Tafel und wird auf den Tisch gebracht bei denen, die nicht genug haben. 
Bei denen, die sich auch bei uns im Land Sorgen machen müssen um ihr tägliches Brot. 
Erwachsene und Kinder. Denn es gilt ja nicht für alle, dass wir im Überfluss leben und die Auswirkungen der Pandemie werden das eher noch verschärfen.
Wir sind noch mehr aufgefordert, aufeinander zu achten und miteinander zu leben.
Es ist gut, sich das an Erntedank klar zu machen. 
Denn wie oft gehen wir viel zu selbstverständlich mit unseren Gütern um mit dem fein eingewickelten Segen Gottes und nehmen das tagtäglich so hin….
 
Zum Beispiel das Essen:
 
Wie oft essen wir, fast ohne es zu merken. 
Was machen wir eigentlich so alles beim Essen? 
 
Wie viel Zeit lassen wir uns fürs Essen? 
Rennen wir zwischendurch ans Telefon oder greifen zum Handy?
Genießen wir unser Essen? 
Beten wir davor?
Wissen wir es zu schätzen, wenn jemand gut für uns gekocht hat?
Oder finden wir nicht eher jedes Haar in der Suppe? 
 
Das ist bei unserer Beziehung zu Gott auch die Frage:
Erkennen wir unsere Speise als Gottesgeschenk? Begreifen wir, wie gut seine Schöpfung durchdacht ist, wie wunderbar seine Werke gemacht sind? 
Und dass eigentlich für alles gesorgt ist? 
Oder suchen wir auch bei ihm nicht lieber nach jedem Haar in der Suppe?
 
Ich möchte mich heute erinnern: 
Jeder Tag ist für uns eigentlich Ernte, denn er ist sein Geschenk an uns. 
Die Selbstverständlichkeiten unseres Lebens sind ein Geschenk, 
das, wofür die Sonne schien und der Regen fiel, 
wofür Menschen hart gearbeitet haben, was eben nicht aus dem Regal im Supermarkt wächst, sondern aus Gottes Erde.
Nur, wie ist es da hingekommen?
Auch da geht es ums Teilen.
Wir müssen vorher in die Erde säen, um ernten zu können und jeder, der mit Landwirtschaft zu tun hat, weiß: von nichts kommt nichts. 
Auch da müssen wir etwas abgeben, 
wenn wir alle Saatkörner für uns behalten würden, könnte nichts Neues mehr wachsen. 
Und so ist es mit Vielem im Leben.
Paulus redet hier auch nicht nur vom Brot allein.
Das, was da gesät werden soll ist nichts weniger, als Gottes Güte und Zuwendung, Gottes Gnade, durch mich vermehrt, indem ich teile.
 
Und wer könnte nicht heutzutage alles ein wenig mehr von dieser Güte brauchen, mehr Zuwendung, mehr Mitmenschlichkeit und Verständnis, mehr Liebe und Barmherzigkeit, mehr Fröhlichkeit?
Dies aber ist die Saat, die Gott in seinem Sohn Jesus in diese Welt gebracht hat.
 
Daran erinnert Paulus die Christen in Korinth und heute auch uns und für ihn ist das Grund allein, den anderen von dem, was ich habe, abzugeben.
Eigentlich geht es darum, das Geschenk der Gnade zu teilen.
Gottes Liebe geht auch durch unseren Magen.
 
So könnten wir es uns ja heute mal vornehmen das Gute in den Blick zu nehmen und weiterzugeben und danke sagen: IHM und vielleicht so manch anderem, der uns heute begegnet.  
                                                                                                           Amen
Quelle: Petra Presting

Meditation zum Michaelistag am 29.9.2020

Wer glaubt an Engel?
 
Was meinst du, wie sehen sie aus, habe ich gefragt:
Weiß, mit Flügeln, langes Haar, schön, …..hat er gesagt.
So sehen Engel aus?
 
Stimmt, so kann man sie sehen, auf unzähligen Bildern.
Doch brauchen Engel Flügel?
Sie sind Gottes Boten, in seinem Namen unterwegs, auf tausenderlei Weise.
Die Flügel sagen, sie sind unterwegs zu uns, zu mir, zu dir, kein Weg ist ihnen zu schwer, kein Weg zu weit.
Die Flügel sagen, sie überwinden Mauern und Hürden, sie haben Auftrieb, ………genug für mich mit.
Die Flügel sagen, sie nehmen sich leicht, nicht so schwer, wie ich mich so oft.
Die Flügel sagen, sie sind Boten des Himmels, den sie mühelos erreichen und den sie auf den Schwingen tragen, hin zu mir.
 
Die Flügel aber verhindern nicht, dass Engel ganz irdisch zu mir kommen, ganz nah, von Mensch zu Mensch, von Lebewesen zu Lebewesen.
Die Flügel verhindern nicht, dass Engel, wie Michael, ganz handfest an- und zupacken.
Beschirmen, beschützen, so gut es zugelassen wird, im Hintergrund, unerkannt, ungeglaubt, nicht oft ernstgenommen und doch wie oft wohl schon lebensrettend?
 
Gibt es wirklich Engel ?
 
Diese Frage wird die Engel, wenn es sie denn gibt, nicht kümmern.
 
Und sie wird Gott nicht daran hindern, seine Boten zu schicken, um sich auf unzählige Weise mit uns zu befassen.
 
Gott sei Dank!
 
………..findet Ihre Petra Presting
 
In unseren Gemeinden feiern wir am 27.9. Abendgottesdienste in Vorausschau auf den Michaelistag.
Um 16.30 Uhr in Lemshausen und um 18.00 Uhr in Rosdorf.

Mail zum Sonntag für den 13.9.2020 Jesaja 58,7-12

Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,

Moria ist abgebrannt. 

5 Jahre hat ein Gebilde gehalten, was von Anfang an überfordert war; was all den Anforderungen, so vielen Menschen auf der Flucht Schutz und Sicherheit  zu bieten einfach nicht gewachsen war.

5 Jahre haben wir die Meldungen aus dem Lager auf der Insel Lesbos gehört, die Bilder gesehen. 

Monatelang haben wir immer damit rechnen müssen, dass genau da, an einem der elendesten Orte der Welt, Corona ausbricht, haben gewusst, dass das die absolute Katastrophe bedeuten würde.

5 Jahre........, so lange hat sich angebahnt, was jetzt geschehen ist und alle Mächtigen der Welt sahen sich nicht in der Lage, für einen gemeinsamen Rettungsplan zusammenzuarbeiten. Helfer*innen standen bei aller Aufopferung ohnmächtig dabei. Und wir?

Können wir uns vorstellen, welche Verzweiflung in Moria Zuhause war?

Jetzt ist das Lager abgebrannt. Die Menschen sind nicht mehr eingezäunt, "sicher" verwahrt. Sichtbarer geworden. Niemand kann das doch noch verdrängen. Möge uns alle ihr Leid zusammentreiben, dass wir etwas tun, egal ob auch der letzte mitmacht. Wen interessiert das, wenn der Tod vor der Tür steht?

Heute habe ich für Euch "nur" ein Wort aus der heiligen Schrift, ein Wort des Propheten Jesaja, doch darin liegt so viel. Lest selbst.

Gottes Segen behüte Euch und alle Menschen und Schöpfungswesen, er bringe mehr Frieden für uns und diese Welt, Frieden für die Menschen aus Moria.

Eure/Ihre Petra Presting
Buch des Propheten Jesaja, im 58. Kapitel:

7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! 

8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen. 

9 Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, 

10 sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. 

11 Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. 

12 Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: »Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne«.

Amen
Quelle: Petra Presting

Matthäus 5,9: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“, so sagt Jesus bei Matthäus in der Bergpredigt und in den Seligpreisungen.

Stiller Protest      -    eine Aktion der Landeskirche

Am 25.Mai 2020 starb der Afroamerikaner Georg Floyd unter dem Knie eines Polizisten auf seiner Kehle. Die Bilder einer Handyaufnahme: unerträglich.

Immer wieder hat er gesagt, dass er nicht atmen kann. 8 Minuten und 46 Sekunden vergeblich.

Ein qualvoller, entsetzlicher, ohnmächtiger Tod, bewusst zugefügt von einem anderen Menschen, einem Polizisten, der eigentlich schützen soll.

Was für ein Hass muss hinter so einer Tat stehen. Der Hass auf einen anderen Menschen, weil er anders aussieht als ich?????, eine andere Hautfarbe hat, eine andere Nationalität, Gesinnung, Religion vielleicht?

Dachten wir, wir wären weitergekommen mit dem Frieden? Würden einander mehr annehmen und tolerieren als vor meinetwegen 20, 30 oder 50 Jahren?

Gerade in den USA, wo Menschen doch so lange schon in aller Unterschiedlichkeit zusammenleben, wo tapfere Leute Rechte erfolgreich erkämpft haben. Wieviel Blut ist dafür geflossen?

Doch der Hass auf Fremdes, der Rassismus ist immer noch da. Es ist ein Irrtum zu meinen, dass wir an der Stelle bis heute viel dazugelernt hätten. Und wir wissen mittlerweile, die Gewalt geht weiter. Auch Corona macht es noch deutlicher.

Das schockiert, aber es darf nicht lähmen und das tut es auch nicht: Tausende gehen auf die Straße, um zu protestieren, oder still auf die Knie. Und auch dann gibt es wieder Gegenwehr und Gewalt.

Es ist höchste Zeit, Position zu beziehen.

Dazu hat die Hannoversche  Landeskirche eine Aktion ins Leben gerufen: „Stiller Protest“.

Landesbischof Ralf Meister schreibt:

„Stiller Protest bestreitet nicht den Sinn von Demonstrationen. Er ist eine Demonstration. Er setzt auf die Kraft von gemeinsamen Zeichen und Gesten, über alle kulturellen Grenzen hinweg. Er lehnt jede Form von Gewalt ab. Er will nicht die üblichen Redewendungen wiederholen, die allzu bekannten, gewohnten Sätze. Stiller Protest wirkt nicht nur nach außen. Er befragt uns selbst: Wo schlummern meine eigenen Vorurteile, welche Gewohnheiten der Diskriminierung prägen mein Leben, warum reicht mein Mut zur Veränderung nicht?

Stiller Protest steht auf, wenn im Bus Menschen wegen ihrer Hautfarbe verspottet werden. Er sucht das Gespräch, wenn Stammtischwitze rassistisch werden. Stiller Protest bleibt aufmerksam und stärkt den inneren Widerstand. Er schärft das soziale Gewissen. 

Alle Menschen sind Gottes Kinder. Für diese uns verliehene Würde beten und kämpfen wir. 
 „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9) 

Dieser stille Protest verwandelt die Welt."

Als äußeres Zeichen unserer inneren Haltung hat die Landeskirche außerdem ein Armband entwickelt, knallgrün und mit Aufdruck. Man kann es über die Homepage der Landeskirche Hannover unter „Stiller Protest“  finden und bestellen. Sollte das aus irgendeinem Grund schwierig sein, wenden Sie sich gerne an ihr Gemeindepfarramt.

Shalom, Frieden für die Welt wünscht Ihre/Eure Petra Presting

So wie es im aaronitischen Segen gemeint ist:

Gott segne dich und behüte dich,

er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

er hebe sein Angesicht auf über dir und gebe dir Frieden,      Amen

Eindrücke aus der Natur

Quelle: Presting

Mail zum Sonntag für den 30.8.20 zu Jesaja 29, Verse 17-24

Liebe Leser*innen der Mail zum Sonntag,


aus dem Urlaub zurückgekehrt und angefüllt mit Eindrücken aus der Natur und der Landschaft an der Schlei und an der Müritz, der Kranichrufe,
 der Stille, des Wassers schreibe ich Euch heute die Mail zum Sonntag.
 Gedanken zu einem Wort aus dem Propheten Jesaja zum kommenden Sonntag sind es.


Eine Vision von einer Welt wie sie sein könnte.


Der Blick in die Tagespresse weckt bei mir jeden Tag die Sehnsucht nach einer solchen Veränderung 

in der Welt und man mag mich für naiv halten, aber ich glaube wieder an sie.

 Ich glaube daran, dass die Welt sich hin zu Gottes Vision ändern kann. Das lässt mich durchatmen. 

Mitten in Coronazeiten.


Solch ein Durchatmen wünsche ich Euch allen und grüße Euch herzlich 



 Jesaja 29, Verse 17-24 


17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden.



18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen;



19 und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.



20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten,



21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.



22 Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen.



23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände – ihre Kinder – in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.



24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.              



                                                                                                        Amen


Eine neue Welt kündigt uns Jesaja an, 

eine neue Zeit, die anbrechen wird, bald, nur noch eine kleine Weile, 

ach, wenn doch vor Gott nicht tausend Jahre wie ein Tag wären und die kleine Weile ganz schön lange 
dauern würde.

Denn wie schön klingt das:

Taube sollen wieder hören,

Blinde aus der Dunkelheit endlich sehen

Die Elenden werden wieder Freude haben.

Und die ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in Gott.

Wie wunderbar, 

ein Traum? 
                                ………Eine Hoffnung!

Und wie aktuell klingt sie auch noch weiter:

Es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern und mit denen, die darauf aus sind, 

Unheil anzurichten, Lügen zu verbreiten, schuldig zu sprechen, zu verurteilen.

Von Erlösung ist die Rede und von Gottes Werken, die in unserer Mitte leuchten – unsere Kinder sind 

gemeint – ja, das sind sie.

Und die Leute werden Gottes Namen heiligen
……. und achten, 

und wenn sie Fehler machen, sich irren, was ja menschlich ist, wenn sie immer nur das Negative 

bemerken, statt mal zu loben, immer nur rummeckern, dann werden sie das nicht mehr abstreiten, 

sondern sich belehren lassen.

Es ist möglich, diese Haltung zu ändern? Wer hätte das gedacht.
 
Was für eine wunderbare Zukunftsvision! So sollte es doch sein.
 

Um diese Vision wahr werden zu lassen, hat Gott schließlich nicht mehr nur Propheten geschickt,
 
wie Jesaja, vielleicht weil Menschen so selten auf Menschen hören und der Prophet ja doch nichts gilt im eigenen Land……., sondern schließlich ist Gott selbst in diese Welt gekommen, 

das ist unser christlicher Glaube: in Jesus Christus konnten Menschen Gott selbst von Mensch zu Mensch nahe sein. 

Ja, sogar von Mensch zu Gott. Ich weiß nicht, was überwältigender ist.

Und diese unmittelbare Nähe, hat berührt. 

Durch alle Zeiten hindurch war sie für viele überzeugend, lange nicht für alle….aber der Glaube daran wurde erwiesenermaßen weitergetragen, von Menschen weitergetragen, bis heute. 

Wir selbst sind Zeug*innen.
Er wurde weitergetragen von Menschen, die sich von Gott berühren lassen, die sicher sind, dass er in dieser Welt da ist. Die es spüren, überall.

Viele darunter, ja ich weiß, noch lange nicht alle, glauben, dass dieser Traum von Jesaja wahr werden kann, …..weil Gott es so will

und weil es uns durch seine Propheten, durch Jesus, durch unser eigenes Ergriffensein, Glauben und Wollen und Vertrauen so nahe gebracht wird, dass wir uns aufrufen lassen aufzustehn, aufzuerstehn, 
uns aufzumachen auf den Weg genau dahin. 

Mitzutun, mitzuhelfen auf dem Weg zu seiner Vision, zu der Verwirklichung seines Plans. Nicht unserer Pläne.

In kleinen und großen Schritten, aber immer mehr. Gemeinsam.
 
Und wenn nicht jetzt, wann denn dann?                             
                                                                                                                    AMEN

23. August 2020: Gedanken zur Demut

„Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“, heißt es im Epheserbrief. Dieser Sonntag ist einer, der die Demut in den Blick nimmt: Was wir sind, sind wir nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gottes Gnade.

So ähnlich können wir es im Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer lesen:

Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage

soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im Voraus,

damit wir uns nicht auf uns selbst,

sondern allein auf ihn verlassen.


Demut heißt dann, sich nicht auf sich selbst zu verlassen, sondern ganz auf Gott zu vertrauen. Gerade in Zeiten wie diesen wird deutlich, dass all unser Planen von einem Tag auf den anderen nichtig sein kann – so wie es uns allen im März ergangen ist. Das ist keine neue Erfahrung, die wir da gemeinsam gemacht haben. Jede Familie, die von plötzlicher Krankheit oder Tod betroffen ist, kennt das: Diesen Moment, in dem alles aus den Fugen gerät und die Welt urplötzlich ganz anders aussieht, als noch in der Minute bevor man die Nachricht erhielt. Das sind Momente, in denen uns klar wird, dass wir es nicht in der Hand haben, Momente der Demut. Umso wichtiger, dass es einen gibt, auf den wir uns voll und ganz verlassen dürfen, egal, ob wir das Warum verstehen können oder nicht. Es gibt einen, der uns die Widerstandskraft geben will, die wir brauchen – wie Bonhoeffer schreibt.


Das Lied für diese Woche ist mir ein Gebet für genau diese Momente geworden. Vielleicht mögen Sie es mit mir beten, wo auch immer Sie es jetzt gerade lesen:


Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht 

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich.


Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich

 
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich.


Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich.


Gehen Sie gesegnet in die kommende Woche,

Ihre Vikarin Kira Eiben

2. August 2020: Gedanken zu Epheser 5,8-14 und zu Matthäus 5,13-16

Epheser 5, 8-14:

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;

9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist,

11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.

12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich.

13 Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird;

14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

 

Ein neuer Morgen, wieder ein neuer Morgen….

Blühe in mir, brenne in mir….wachse in uns, Gott

Damit wir wandeln können als Kinder des Lichts.

Und wenn das so ist, dann darf man uns das ruhig anmerken: 

gütig sollen wir sein (mindestens ein bisschen gütiger kriegt doch jede/r hin),

gerecht sollen wir sein (ein bisschen gerechter),

wahrhaftig sollen wir sein (ein bisschen wahrer? Echter?....ehrlicher, mit  den anderen, …..mit uns selbst……, mit Gott….)

Denn: Prüft, was Gott wohlgefällig ist, rät Paulus….

Guck nicht immer nach dem, was Menschen wollen, oder was Du meinst, was sie wollen….(da ist ja oft ein Unterschied).

Menschen wollen so viel und das ist lange nicht alles gut für die Welt….und für sie selbst.

Habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis (zum Glück sagt Paulus hier, sie sind unfruchtbar…).

Deckt diese Werke viel mehr auf!

Das habe ich in Coronazeiten schon oft gedacht, oft habe ich an dieses Pauluswort gedacht: Es ist offenbar an der Zeit……..

Die Werke der Finsternis, einige von ihnen wenigstens, und es werden immer mehr… , kommen gerade wirklich ans Licht: Missbrauch, Umweltmissbrauch auch,  Missstände im Umgang miteinander, Rassismus, Korruption…..

All das, was da heimlich oder in aller Öffentlichkeit an anderen, an der Schöpfung getan wird, verbrochen wird, dass muss offenbar werden.

Nur so kann man etwas dagegen tun, sich dagegen entscheiden, 

nur so kann man Dinge verändern.

 Nur so kann man es stoppen….um Himmels Willen….

Licht macht es sichtbar, mach das Licht an!

„Wach auf, die du schläfst, steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“

Das Licht ist Dir hingehalten, 

nimm es, leuchte. Stell Dir heute eine Kerze auf, die Dich erinnert.

Sei deiner Berufung treu, sei Kind des Lichts.

Sei nicht irgendwie, sag nicht irgendwas, weil du glaubst, wen interessiert das schon, ist doch egal…..

Glaube stattdessen ihm, Jesus, und dem, was er im Evangelium sagt:
 Lies selbst (Matthäus 5, 13-16):

14 Ihr seid das Licht der Welt. 

Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; 

so leuchtet es allen, die im Hause sind.

16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Ihr seid das Licht der Welt

Ihr seid das Salz der Erde

Also sei nicht irgendwie, sondern sei prägnant, sei deutlich, spürbar für die Erde, sichtbar in dem, was du tust.

IHN interessiert das sehr wohl.

Und letztlich die anderen natürlich auch. Denn du kannst ihnen helfen.

Du bist eine Hilfe für die Welt wenn du hingehst, wenn du drauf zeigst wo Unrecht geschieht, wenn du dazwischen gehst, und wenn es von ferne durch einen Anruf auf dem Handy ist.

Du bist ein Licht für die Welt, wenn du widersprichst den Hassreden, den Falschaussagen.

Leuchte für das Leben, leuchte für Gottes Schöpfung. 

Du bist ein Teil davon.

Ihr seid das Licht der Welt. 

Jeder Mensch kann das sein.

Ich glaube, es ist uns mitgegeben, von Anfang an  auf unseren Weg.

Amen

 

Einen leuchtenden Tag  wünscht Ihre/Eure Petra Presting

Draußen und Woanders in Lemshausen

Quelle: Conrady
Wir gingen dann in die Kirche
Quelle: Petra Presting

Gedanken zum Psalm und Wochenspruch des siebten Sonntags nach Trinitatis, 26.7.2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

150 Psalmen um fasst der Psalter unserer Bibel und sie sind gefüllt mit allem, was ein Menschenleben nur betreffen kann, ein Menschenleben und seine Beziehung zu Gott. Und doch kennen die meisten von uns nur den 23. Psalm. Dabei „haut“ es einen manchmal fast um, wie aktuell  viele der anderen sind. So dieser Psalm des siebten Sonntags nach dem Fest Trinitatis. Lesen Sie selbst:

Psalm 107
1 Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

2 So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat,

3 die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden.

4 Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen

konnten, 5 die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete,

6 die dann zum Herrn riefen in ihrer Not und er errettete sie aus ihren Ängsten

7 und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:

8 Die sollen dem Herrn danken für seine Güte / und für seine Wunder,

die er an den Menschenkindern tut,

9 dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.


  In Zeiten der Coronapandemie kann der Eindruck entstehen, dass wichtige andere Themen  in den Hintergrund rücken. Wenn man aber hinschauen will, macht die Pandemie  viele Probleme der Welt doch eher noch offensichtlicher. Auch das, was Menschen auf die Flucht aus der Heimat treibt wird unter Corona nur deutlicher. Wie viel schwerer wird der Kampf gegen das Virus und gegen eine Ansteckung in den Ländern, in denen die Möglichkeiten, Geld, Gerechtigkeit und Ressourcen knapp und knapper sind.

Natürlich: „Wie sollen Menschen, die nicht mal Wasser und Seife haben, Hygienevorschriften einhalten?“ wie ich neulich gefragt wurde.

Wer sich auf den Weg macht, eine Stadt zu finden, in der man endlich in Frieden und mit dem Nötigsten versorgt wohnen kann, wer dafür sogar in Kauf nimmt, sein Leben zu verlieren, der gehört wohl zu denen, die dieser Psalm angeht.

Schön klingt es, wenn im Psalm von Erlösung aus der Not die Rede ist, vom „Menschen zusammenbringen“, vom „Wohnen an einem sicheren Ort“, vom „nicht mehr durstig und hungrig sein müssen“, vom „ohne Angst leben“ dürfen.

Um dann sagen zu können: ich habe Gottes Güte erfahren „die er an den Menschenkindern tut, dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.“

Ich weiß, dass wir von solch einem friedlichen Dasein und Miteinander noch weit entfernt sind. Aber für mich erscheinen die Worte des Psalms wie eine Vision einer zukünftigen Welt. Denn ja, so könnte es sein. Ich bin überzeugt davon. Ja, so ist es gedacht, von Gott. Wenn nicht…..ja, wenn nicht, der Mensch….

Der Wochenspruch, der die Überschrift des Sonntags ist, hält es mir entgegen:

Epheser 2,19:

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“

Es ist nicht so, dass wir mit dem Ganzen hier wie bloße Gäste und Fremdlinge nichts zu tun hätten, alles in die Verantwortung Gottes legen könnten. 

Es ist unser gemeinsames Werk, wir sind ein Teil davon. 

Der Plan der Erschaffung des Menschen als Gottes „Hausgenossen“ kann sich nicht ohne den Menschen erfüllen,



                                                                                               meint Eure/Ihre Petra Presting 

SOMMER-Gottesdienste

Quelle: internet

Draußen und Woanders Gottesdienste

Letzter Draußen und Woanders Gottesdienst!!!!!

23.08.2020 um 11.00 Uhr Volkerode auf dem Hof Küllmer, An der Worth 1 (Präd. Grabbe)
Quelle: Petra Presting

Mail zum Sonntag für den 5.Sonntag nach Trinitatis am 12.7.2020


Gedanken zum Evangelium Lukas 5,1-11

Der Fischzug des Petrus

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu Jesus drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth.

2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.

3 Da stieg Jesus in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.

4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!

5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.

6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen.

7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.

8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.

9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,

10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.

11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Petrus erfährt: Gott beruft Menschen, plötzlich, unerwartet, mitten im Arbeitsalltag. Und dazu muss man kein Gelehrter sein, keine Theologin, es kann jede/n treffen.

Man muss auch nicht damit rechnen, im Gegenteil. Es kann einen überfallen wie ein plötzlicher Schreck. Man kann müde sein und am Ende seiner Kraft. Man kann aufgegeben haben und resigniert, man kann sich als unbedeutenden, sündigen Menschen erleben. Das alles spielt keine Rolle mehr, wenn Gott beruft, wenn Gott mich ruft.

Es gibt viel zu tun in dieser Welt, viele Aufgaben, für die er uns brauchen kann.

Menschenfischer zu sein, andere für Gottes Sache zu begeistern, war Petrus Aufgabe. Und mit Jesus zu gehen, dass Gottes Sohn Fuß fassen kann unter den Menschen und seine Lehre verbreiten kann: Liebe üben, Schwache schützen, Feinde zu Freunden machen, Vergebung und Frieden suchen, Segen verbreiten, Menschen trösten und heilen. Ein Leben verheißen und zeigen, dass nicht im Tod und in der Angst versinken muss.

Das ist so viel und immer noch lange nicht alles. Eine unendliche Kette ist es, was unsere Welt braucht.

Gerade in diesen Zeiten kommt so Vieles ans Licht.

Gott ist nicht vorzustellen als stählerner Superman, der alles von oben regelt und korrigiert. Nicht seitdem der Mensch für sich selber verantwortlich ist und ja auch sein will.

Es braucht Menschen, Menschen für Menschen. Menschen, die das Leben pflegen, wo immer sie es treffen, wie es Hildegard von Bingen geraten haben soll. Und diese Lebenspflege ist dringend und vielfältig.

Das können wenige allein nicht schaffen und so beruft Gott Menschen, mehr Menschen. Das Netz ist zum Bersten voll, fast geht das Boot unter. Aber natürlich am Ende nicht (!), sondern es rettet den Fang an Land.

Viele Bilder tauchen dabei vor mir auf, Bilder von Menschen in Booten, übervoll, die sich retten wollen in eine friedliche, hungerlose Welt, wo es endlich möglich ist zu überleben.

Bilder aber auch von einer Welt, in der wir unter „zu viel“, „zu schwer“, „zu voll“ eher leiden, Abstand brauchen und doch Enge erfahren.    

Und was, wenn Gott uns nun beruft? Damit müssen wir rechnen, ja vielleicht ist es schon geschehen, haben wir es überhört? Oder sagen wir wie Petrus: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch“ ?

Ein anderes Bild taucht vor meinen Augen auf. Das Licht einer Kerze in einem Fenster auf einem Bauernhof in Südtirol. Die Bäuerin, bei deren Familie wir unsere Ferien verbrachten, stellte es jeden Abend in ihr Küchenfenster, solange bis alle, auch die Gäste, im Haus waren. Erst dann, wenn alle das schützende Dach erreicht hatten, löschte sie das Licht.

Es war ein wunderbares Gefühl , beim „nach Hause“ kommen dieses Licht von ferne zu sehen und zu wissen, es bleibt, es leuchtet so lange, bis ich angekommen bin. Ich werde gesehen und beschützt. Sie aber empfand dies als ihre Berufung und wir sprachen lange darüber, wie wenig es brauchen kann, anderen zum „Licht der Welt“ zu werden, ein Funke von dem Licht, dass Gott in Christus in die Welt geschickt hat und dass auch Petrus schon leuchten sah.

Ich glaube, er konnte nicht anders, als diesem Licht zu folgen.

                                                              Einen gesegneten Sonntag wünscht Euch und Ihnen Petra Presting                                             

Mail zum Sonntag, den 5.7.2020 4. So. n. Trinitatis

kircheReisestärkung – Monatsspruch Juli


„Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ 1. Könige 19,7
Elia ist am Ende. Erschöpft sitzt er in der Wüste und will einfach nicht mehr. Er ist allein und er hat Angst, ganz unschuldig daran ist er nicht. Elia sagt: „Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.“ Mitten in der Wüste, völlig allein bittet Elia um ein Ende seines Lebens. Erschöpfung und das Gefühl nicht gut genug zu sein sprechen aus ihm.
Doch Gott hat anderes mit Elia vor. Ein Engel Gottes weckt Elia aus seinem Schlaf und fordert ihn auf: „Iss und trink!“ Stärke dich, sagt er zu Elia. Hier, mitten in der Einsamkeit, erhält Elia was er braucht: Wasser und ein geröstetes Brot. Stärkung. Erneut schläft Elia ein. Für mich zeigt das, wie unheimlich erschöpft er ist. Wie die Angst und die Einsamkeit ihn ausgezehrt haben. Wer weiß, ob er sich noch immer wünscht zu sterben. Die Bibel erzählt es uns nicht. Doch erneut weckt der Engel ihn und spricht: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“
Ich kenne das. Nicht dass ich in einer Wüste säße und sterben wollte, aber die Einsamkeit und die Erschöpfung. Ich bin dankbar über jedes Telefonat, jede Videokonferenz und jedes persönliche Treffen auf Abstand, das momentan möglich ist. Doch es fehlt etwas: Umarmungen, persönliche Treffen, das Lächeln der anderen hinter den Masken. Einsamkeit – so scheint mir – ist ein Thema gerade dieser Zeit. Die Kehrseite der vielen Zeit alleine ist die Erschöpfung. Viele sind momentan besonders gefordert, fühlen sich überfordert. Da wollen der Beruf und das Familienleben balanciert werden. Man muss sich immer wieder auf neue Situationen, neue Regeln einstellen, mit dem Gefühl es nicht in der Hand zu haben. Selbst wenn man nicht im Dauerstress ist, raubt diese Unsicherheit Kraft.
„Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Stärke dich! Corona ist noch lange nicht vorbei. Einiges geht wieder, aber vieles wird noch eine ganze Weile nicht gehen. Es ist wichtig zu finden, was uns stärkt, wer uns stärkt. Wenn ich in die biblische Geschichte schaue, aus der unser Monatsspruch stammt, sehe ich Gottes Handeln. Gott lässt Elia ausruhen. Er sagt ihm nicht, dass er einfach normal funktionieren soll. Es ist erlaubt, mit weniger Energie als sonst an die Dinge zu gehen. Es ist in Ordnung, wenn gerade nicht alles rund läuft. Der Engel lässt Elia schlafen, kümmert sich, dass er isst und trinkt. Er gibt ihm die Gelegenheit wieder aufzutanken.
Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir uns auf die Suche nach solchen Kraftquellen begeben, nach Orten der Begegnung mit Gott. Ist es die Zeit am Morgen, wenn der Garten aufwacht und ich mit ihm? Der Gottesdienst? Zeit mit der Familie? Das Lieblingsessen genießen? Eine Tasse Kaffee und fünf Minuten Ruhe? Oder die Musik ganz laut drehen und in der Küche tanzen? 
Was ist Ihre/Deine ganz persönliche Kraftquelle? 

Mail zum Sonntag zu „Johannis“ am 28.6.20

Gebet 
Am Morgen dieses Sonntags kommen wir zu Dir, unser Gott, Quelle des Lebens und Ursprung unseres Seins,
lass uns spüren, dass du nahe bist.
Wenn wir heute Johannis feiern, lass uns einmal daran denken, dass auch wir getauft sind und lass uns erfahren, wie es ist, unter deinem Segen zu leben und in Deinem Geist !
Erfreue unser Herz heute wieder mit Deinem lebendigen Geist, der mit Dir und Jesus Christus lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Amen

Lied: EG 585, 1-3 (Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe)


Eine Evangeliumserzählung zu Lukas 1
für Kinder und Erwachsene


Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe, damit ich atme, ….

Dies ist der Tag, an dem wir das Leben feiern wollen, den Atem, der uns durchdringt, das Wasser, das uns durchströmt und mit dem wir getauft sind.
Denn dies ist der Tag, an dem wir Johannis feiern wollen.
Denn….auch Jesus wurde einmal getauft, ihr dürft raten, von wem…..von Johannes dem Täufer, oh ja.
Als wilder Mann wird uns Johannes in der Bibel beschrieben, der in der Wüste lebte, mit Fellen bekleidet und einem Gürtel aus Leder.
Heuschrecken sollen seine Nahrung gewesen sein und wilder Honig.
Beeindruckend war er, stark und zornig soll er auch gewesen sein, und er soll mit donnernden Reden gepredigt haben.
Dabei war Johannes auch mal ein Baby. Ganz klein. Ein Baby, das seine Eltern so glücklich gemacht hat.
Denn seine Mutter, die hieß Elisabeth, und sein Vater, der hieß Zacharias, die konnten erst keine Kinder kriegen und das war sehr traurig für sie.
Und dann waren sie auch irgendwann alt und hatten die Hoffnung aufgegeben…
Doch dann geschah etwas Seltsames…
Zacharias arbeitete im Tempel, in einer großen Kirche und dort tat er seinen Priesterdienst vor Gott und wollte ein Rauchopfer darbringen.
Draußen vor dem Tempel beteten die Leute und Zacharias war drin und zündete das Opfer an,…und der Rauch stieg zum Himmel……
da erschien ihm ein Engel.
Da! An der rechten Seite des Altars stand er…
Meine Güte, wie hat sich Zacharias erschrocken, und er fing an, sich zu fürchten.
Aber der Engel sagte: „Hab keine Angst, Zacharias, fürchte dich nicht, du hast doch gebetet und nun ist dein Gebet erhört worden: 
deine Frau, Elisabeth wird ein Kind bekommen, einen Sohn und er soll Johannes heißen.
Ach, wird das eine Freude sein und alle werden über seine Geburt glücklich sein, denn er wird groß und stark werden, besonders vor Gott.
Und er wird schon bevor er geboren ist, im Bauch seiner Mutter vom Heiligen Geist erfüllt werden.
Und er wird viele Menschen zu Gott zurückführen.
Dass sie nicht immer nur tun, was sie selber wollen, sondern auch mal fragen, was Gott will, das sie tun“.
So sprach der Engel…ungefähr…
„Wie soll ich das glauben?“ fragte Zacharias, „ich meine, wie soll ich das verstehen? Ich bin alt und Elisabeth ist auch alt.“
Da antwortete der Engel und wurde immer größer und größer:
„Ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Und ich bin von ihm gesandt, um mit dir zu reden und dir das alles zu sagen, und du glaubst mir nicht?
Oh, du wirst ab heute nicht mehr sprechen können, bis zu dem Tag, an dem all das geschieht, was ich dir gesagt habe.“
Und damit verschwand der Engel.
Die Leute, die draußen vor dem Tempel waren wunderten sich, dass Zacharias gar nicht wieder raus kam.
Und dann kam er, konnte nicht reden und sie merkten, irgendetwas muss gewesen sein im Tempel.
Hatte Zacharias etwa eine Erscheinung gehabt?
Aber Zacharias blieb stumm.
Eine Weile später merkte Elisabeth, dass sie schwanger war und sie freute sich auf dieses Kind. Endlich war ihr Wunsch wahr geworden.
Und dann kam die Zeit, dass der kleine Junge geboren wurde.
Und alle freuten sich mit ihr!
Und nach 8 Tagen brachte sie das Kind wie es Brauch war in den Tempel, nicht zur Taufe, denn Elisabeth und Zacharias waren ja Juden, sondern zur Beschneidung und eigentlich hätte der kleine Junge nun nach seinem Vater Zacharias heißen sollen.
Aber, erinnern wir uns an die Worte des Engels, Elisabeth sagte, „nein, er soll Johannes heißen.“ 
Alle wunderten sich und fragten Zacharias, ob das stimmt? Aber der schrieb auf eine kleine Wachstafel:
„Er soll Johannes heißen“.
Und in dem Moment wurde Zacharias der Mund aufgetan und er konnte wieder reden.
Und dann fing er an, sich bei Gott zu bedanken und ihn zu loben und alle fragten sich, das ist ja was, was soll aus diesem Kind werden???
Tja, das fragt man sich manchmal…
Aber wir wissen ja, was aus ihm geworden ist: 
er wuchs und wurde stark im Geist, er predigte von Gott und eines Tages taufte er Jesus….



So soll uns Johannis an Jesus erinnern und an unsere eigene Taufe, die uns stark machen soll im Geist…..
Vergesst das nie, denn es ist nicht egal, wes Geistes Kind wir sind,

Amen


Fürbitten


Gott. 
Wir sind verbunden. 
Als Menschen mit Menschen. 
Als Glaubende miteinander. 
Als Glaubende und Menschen mit Dir. 
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen. Heute und in der Stille. 


Stille 


Wir denken an alle, die wir lieben. 
Was tun sie gerade? Wie geht es ihnen wohl, ach, möge es ihnen gut gehen.


Stille. 
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind. Ach, mögen sie deine Nähe spüren und wissen, wir sind niemals allein…


Stille. 


Wir denken an alle Kranken. 
An alle in Krankenhäusern und Altenwohnheimen oder Zuhause in ihrer Wohnung, die sich Sorgen machen, denen es schlecht geht. 
Ach, mögen sie heil werden, möge ihnen geholfen werden können


Stille. 


Wir denken an alle, die helfen, die da sind für andere, die beistehen und unterstützen, die ihre Kraft und ihre Gaben füreinander einsetzen. 
Ach, mögen sie gestärkt werden und ermutigt


Stille.


Gott. 
Wir sind Deine Menschen. 
Wir sind miteinander verbunden.
 Atmen die Luft Deiner Schöpfung. 
Beten zu Dir in allem, was ist. 
Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen, weil Jesus sie uns gelehrt hat: 


Vater unser 


Und Gott der Herr segne dich und behüte dich


Petra Presting